Von Miggi
Ihr wisst das ja vielleicht, ist jetzt nicht so als würde ich das groß verstecken - ich bin großer Sonic-Fan und dieses Jahr war lange Zeit für mich Sonic Superstars als DER 2D-Platformer 2023 gesetzt. Zumindest bis Juni, denn da wurde im Zuge einer Nintendo Direct Super Mario Bros. Wonder das erste Mal vorgestellt und mir war sofort klar - dieses Jahr wird meine Plattformer-Liebe mehr als befriedigt. Nach diesem ersten Trailer konnte aber noch niemand ahnen, was dieses Spiel eigentlich abliefern würde. Klar, ein paar der Animationen im Trailer zeigten bereits, dass es sich hier nicht einfach um ein paar neue Level von New Super Mario Bros. handeln würde und einige Szenen ließen auch schon vermuten, dass Wonder den Weirdness-Level ordentlich hochschrauben wird. Und das im besten Sinne. Und dann war da natürlich noch der Elefant im Raum. Also literally. Im Oktober konnte die Welt dann endlich einen Blick ins Blumenkönigreich werfen und auch ich habe mir die Reise dorthin natürlich nicht nehmen lassen.
Mario, Luigi, Peach, Daisy und Co. werden nämlich am Anfang des Spiels von Prinz Florian ins Blumenkönigreich eingeladen, um dort die Fähigkeiten der Wunderblume präsentiert zu bekommen. Und falls ihr schon mal ein Mario-Spiel gespielt habt, wisst ihr genau, was jetzt kommt. Zumindest grob. Während Prinz Florian die Macht der Wunderblume präsentieren möchte, platzt Bowser in die Szene, schnappt sich die Blume und macht das, was ein Bowser nun mal tun muss. Diesmal entführt Bowser aber nicht irgendeine Prinzessin, sondern direkt ein ganzes Gebäude. Durch die Kraft der Blume fusioniert der Antagonist mit dem Schloss von Prinz Florian und macht sich als fliegende Festung auf den Weg das Königreich ins Chaos zu stürzen. Die Reisegruppe Mario und Freund*innen hat da aber noch ein Wörtchen mitzureden und so machen sie sich gemeinsam mit dem Prinzen auf, Bowser das Handwerk zu legen.
Zuerst einmal muss man Super Mario Bros. Wonder ganz hoch anrechnen, dass es in seinem Gameplay einfach ein lupenreiner 2D-Plattformer ist. Abseits von seiner Verrücktheit, kreativen Ideen und allem Drumherum spielt sich der neueste Ableger einfach verdammt gut und die Steuerung ist einfach nur on point. So sehr, dass Leute, die wesentlich mehr als ich drauf haben, schon Dinge wie Shell Jumps und andere Kaizo-Mechaniken ausprobieren und diese tatsächlich funktionieren. Der neuste Teil ist in seinen Mechaniken und den präzisen Inputs so nah an Super Mario World für den SNES, dass es fast schon frech erscheint, dass es so lange gedauert hat, bis ich das wieder über ein Mario-Spiel sagen kann. Tatsächlich habe ich meinen Playthrough auch einfach mit dem SNES-Pad für die Switch gespielt, weil es sich einfach richtig angefühlt hat. Aber das Spiel ist nicht einfach nur ein neues, sehr gutes Jump & Run, es steckt noch viel mehr drin.
Zum einen wären da natürlich die neuen Fähigkeiten, die Mario & seine Freund*innen diesmal zur Verfügung haben. Die prominenteste davon ist bestimmt die Elefantenfrucht. Sammelt ihr diese ein, verwandelt sich euer Charakter in einen Elefanten und kann daraufhin mit dem Rüssel Gegner und Projektile angreifen bzw. abwehren, aber auch Wasser aus Fontänen aufnehmen. Das könnt ihr daraufhin versprühen um Pflanzen zu bewässern und damit Items zu erhalten oder auch geheime Wege zu öffnen. Aber natürlich gibt es noch mehr: mit der Seifenblasenblume könnt ihr ähnlich wie mit der Feuerblume Blasen verschießen, die Gegner einhüllen können, aber euch auch als Sprungutensilien dienen. Zu guter letzt gibt es dann außerdem noch den Bohrerpilz zu finden. Habt ihr diesen eingesammelt, könnt ihr euch durch den Boden und die Decke graben, so Gefahr aus dem Weg gehen, oder aber auch Gegner aus der Erde heraus angreifen. Alle Power-Ups fühlen sich dabei nicht einfach wie Reskins anderer Fähigkeiten an, sondern als hätte man sich hier erst Gedanken um das Gameplay gemacht, um dann ein Power-Up drumherum zu entwickeln.
Aber nicht nur die neuen Power-Ups bringen frischen Wind ins Mario-Universum: in jedem Level versteckt sich - mal besser, mal schlechter - eine Wunderblume. Sammelt ihr diese ein, verändert sich das ganze Level um euch herum und ihr müsst eine bestimmte Aufgabe schaffen, um am Ende einen extra Wundersamen zu finden. Diese bekommt ihr nämlich sonst beim Abschluss eines Levels und ihr braucht sie, um im Spiel voranzukommen: manche Level lassen sich nämlich erst auswählen, sobald ihr eine bestimmte Anzahl Samen eingesammelt habt. Die Wunderblumen-Abschnitte sind auf jeden Fall mit das kreativste, was ich in einem Mario-Spiel bisher gesehen habe und es ist einfach nur wahnsinnig schön in jedem Level aufs neue zu sehen, was sich hier wieder ausgedacht wurde. Da sind Levels, die ihr komplett als Gumba abschließen müsst, Abschnitte, in denen ihr auf den Rücken einer Gallopteros-Stampede ans Ziel kommen müsst, es gibt Quizzes, ein Rythm Game und natürlich das mittlerweile schon quasi viral gegangene Piranha Pflanzen-Musical-Stück. Und das krasseste daran ist wirklich, dass sich jeder Wunderblumen-Effekt von den jeweils anderen unterscheidet und Super Mario Bros. Wonder dadurch einfach Level für Level wieder mit Kreativität punkten kann, die man sonst so vergeblich sucht.
Und das beste ist, dass ihr das Spiel nicht nur alleine spielen könnt, sondern das ganze mit bis zu 3 Freund*innen im lokalen und sogar im Online Multiplayer erleben könnt. Dabei könnt ihr euch für einen von zwölf spielbaren Charakteren entscheiden, wovon die vier Yoshis und der aus New Super Luigi U bekannte Mopsie unverwundbar gegenüber gegnerischen Attacken sind und somit das Spiel ein bisschen einfacher machen. Lediglich Abgründe stellen für die 5 Figuren immer noch eine Gefahr dar. Spielt ihr mit mehreren Personen müsst ihr außerdem nicht direkt das Level von vorne beginnen, wenn ihr eines der digitalen Leben verliert. Solange eine Person eurer Gruppe noch am Leben ist, könnt ihr als Geist dorthin fliegen und euch an Ort und Stelle wiederbeleben lassen. Ein weiterer Pluspunkt von Super Mario Bros. Wonder: es gibt keine Kollision mehr zwischen Spieler*innen. Man steht sich also bei schwierigen Sprungpassagen nicht mehr gegenseitig im Weg. Aber das war es noch nicht mit den Online-Funktionen: habt ihr euch mit dem Internet verbunden, könnt ihr Aufsteller und Geister von anderen Spieler*innen aus aller Welt sehen, die euch dabei helfen können Geheimnisse zu finden oder euch vor gefährlichen Stellen zu warnen. Auch beim Multiplayer- und Online-Part kann man also bedenkenlos sagen: alles richtig gemacht Nintendo!
Und dann wäre da natürlich noch zu guter letzt der Look des Spiels. Berichten zufolge hat Nintendo hier diesmal wesentlich mehr Ressourcen und Budget in die Animation gesteckt und was soll man sagen - es hat sich sowas von ausgezahlt. Jede Ecke in der Welt von Super Mario Bros. Wonder strotzt vor Charme und kleinen Details, gleichzeitig sind aber auch alle Charaktere ausdrucksstark und mit wahnsinnig viel Herz animiert worden. Das sind kleine Details wie Mario, der seine Mütze bei einer Warpröhre noch nachziehen muss oder Windeffekte, wenn die Figuren einen besonders schnellen Abschnitten entlang rutschen, aber auch das komplette Interface und alle Icons, die einfach so on Point sind, wie es selten ein Spiel schafft. Alles in diesem Spiel hat Wiedererkennungswert und lässt Zusehende sofort wissen, um welches Spiel der Reihe es sich hier handelt. Und das ist vermutlich eines der größten Komplimente, die man einem Spiel in einer Reihe machen kann, die schon über 35 Jahre existiert.
"Super Mario Bros. Wonder ist nicht nur der beste 2D-Ableger der Reihe seit langer langer Zeit, sondern für mich vermutlich eines der besten Mario-Spiele aller Zeiten."
Selbst wenn ich es versuchen müsste, würde mir beim besten Willen nichts einfallen, was ich an diesem Spiel kritisieren könnte, außer, dass es irgendwann vorbei ist. Super Mario Bros. Wonder ist nicht nur der beste 2D-Ableger der Reihe seit langer langer Zeit, sondern für mich vermutlich eines der besten Mario-Spiele aller Zeiten. Wenn nicht sogar das beste, aber für diese Aussage müssen erst einmal ein paar Jahre ins Blumenkönigreich gehen. Das Spiel strotzt vor kreativen Ideen und spaßigem Gameplay, sieht dabei fantastisch aus, spielt sich genau so, wie sie ein 2D Plattformer spielen soll, nämlich wahnsinnig präzise und smooth und der Multiplayer-Modus ist der perfekte Spaß für mehrere Leute. Gleichzeitig ist das Spiel zugänglich für alle Altersklassen, aber wer Herausforderungen mag, findet auch diese in optionalen Abschnitten. Und selbst die "normalen" Levels sind teilweise gar nicht so einfach, wenn man alle Wundersamen und Spezialmünzen einsammeln möchte. Nintendo hatte dieses Jahr mit Tears of the Kingdom, Metroid Prime Remastered oder Pikmin 4 ja schon heiße Eisen im Feuer für das Rennen um das Spiel des Jahres. Mit Super Mario Bros. Wonder ist diese Riege jetzt noch um ein weiteres Spiel angewachsen.