Metroid Prime Remastered

   Von Miggi

Titelbild zu Metroid Prime Remastered von Nintendo und Retro Studios für die Nintendo Switch

Das klingt jetzt für viele bestimmt ziemlich absurd: Metroid Prime war auf dem GameCube nicht nur der erste Metroid-Titel, den ich jemals gespielt habe, ich war damals auch einfach maßlos überfordert damit. Tatsächlich habe ich es nur mit meiner N-Zone Komplettlösung geschafft, das Spiel durchzuspielen. Aber lasst mich erklären, bevor ihr eure Mistgabeln rausholt und mir schreibt, dass ich kein echter Gamer bin. Meine erste Konsole war der Mega Drive, mein Game Boy war quasi eine Pokémon-Maschine und den N64 hat Samus selbst dann bis auf Super Smash Bros. leider übersprungen. Und da fand ich sie cool. Wusste nur nicht wirklich woher sie kommt. Als dann Prime erschien war ich neugierig, weil ich die Protagonistin schon kannte, aber keine Ahnung hatte, woher sie überhaupt kommt. Das Spiel war damit aber nicht nur mein erstes Metroid, sondern auch mein erstes Spiel das seine Spielmechaniken so intensiv einsetzt, dass es heute Buzzword für ein ganzes Sub-Genre geworden ist. Ein frühpubertäres Jugendlichen-Gehirn kann da irgendwann einfach nicht mehr mitkommen.

Das Original ist bei uns 2003 für Nintendos Wunderwürfel erschienen und ist der Start einer wunderschönen Trilogie, die irgendwann um einen vierten Teil erweitert werden soll. Ich sage irgendwann, weil Teil 4 schon 2017 angekündigt wurde - mit nur einem Logo wohlgemerkt - und man seitdem nichts mehr davon gehört oder gesehen hat. Die Handlung des ersten Prime-Teils knüpft dabei direkt an das Original-Metroid an. Nachdem Samus im NES-Teil die Weltraumpiraten auf dem Planeten Zebes besiegte, empfängt sie ein Notsignal aus dem Orbit des Planeten Tallon IV, dem sie natürlich nachgeht. Die Kopfgeldjägerin findet dort eine Fregatte voll Mutanten auf und muss nach einem Kampf gegen eine Mutantenkönigin, die direkt den Reaktor des Schiffs zerstört und dabei Samus' Rüstung schwer beschädigt, auf dem Planeten notlanden. Dort findet sie nicht nur einen Haufen Gegner, sondern auch die radioaktive Substanz Phazon, die für die Auslöschung der Chozo verantwortlich ist, die früher den Planeten bewohnt haben. Sie macht sich also auf, um die Geheimnisse des Planeten zu lüften und sicher wieder abreisen zu können.

Samus Aran landet mit ihrem Schiff auf Tallon IV in Metroid Prime von Retro Studios für Nintendo Switch
So, kurze Pipi- und Snack-Pause und dann fliegen wir wieder weiter.

Der größte Twist den Metroid Prime damals mitgebracht hat, war die Perspektive, in der ihr Samus über Tallon IV bewegt. Anders als in den 2D-Teilen der Reihe hat man sich hier nämlich für eine dreidimensionale Welt entschieden, die ihr in der Ego-Perspektive erkundet. Samus' rechter Arm, auf dem ein Blaster sitzt, ist dabei die Waffe und nur ein paar Morph Ball-Passagen sind in einer zweidimensionalen Ansicht gehalten. Anders als im Original könnt ihr in der neuen Switch-Version zum Zielen aber beide Joy-Cons verwenden und müsst theoretisch nicht mehr jedes Ziel anvisieren. Die Lock On-Funktion gibt es zwar der Einfachheit halber immer noch und ich habe sie auch gerne genutzt, für das Spielgefühl ist es aber wesentlich angenehmer, dass man mit dem rechten Stick auch frei zielen kann. Damals kannte ich noch nicht viele andere Ego-Shooter, wenn man Prime überhaupt in das Genre zählen kann, mittlerweile hätte ich das aber schon etwas befremdlich gefunden, wenn der rechte Stick wie im Original nur für den Blaster-Typ zuständig wäre.

 

Im Kern erwartet euch aber in der Prime-Reihe trotz Perspektivenwechsels immer noch das selbe Spielprinzip, das man auch aus den 2D-Teilen kennt. Ihr startet das Spiel ohne viele Fähigkeiten und müsst euch diese langsam in den verschiedenen Gebieten erarbeiten, da ihr sonst nicht bis ans Ende des Spiels kommt. Außer ihr seid krasse Speedrunner*innen oder schafft es sonst irgendwie das Spiel auszutricksen. Sequence Breaking nennt man das dann in Fachkreisen. Je mehr Fähigkeiten ihr findet, desto mehr Möglichkeiten öffnen sich euch und machen euch so den Weg zu weiteren Upgrades frei. Den Morph-Ball, mit dem ihr durch enge Tunnel rollen und später auch Bomben legen könnt, habe ich schon kurz erwähnt, aber auch andere bekannte Ausrüstungsgegenstände wie Raketen, ein Greifhaken oder neue Anzugs-Varianten für Samus findet ihr während der circa 12 - 15 Stunden, die das Spiel dauert.

Samus scannt einen Metroid in Metroid Prime Remastered von Retro Studios für Nintendo Switch.
Nicht vergessen, immer schön alles scannen, was euch vors Visier hüpft.

Der Ablauf in Metroid Prime hat schon vor 20 Jahren richtig gut funktioniert und seitdem hat das Spiel nichts an seiner Genialität eingebüßt. Das Level- und Map-Desing ist einfach immer noch unfassbar gut und selbst wenn man hin und wieder durch die selben Gebiete laufen muss, werden diese nie lanweilig. Ganz im Gegenteil. Dadurch, dass ihr immer wieder neue Fähigkeiten erlangt, gibt es überall immer wieder diverse Upgrades und Geheimnisse zu finden und obwohl ich dachte, dass ich diesmal echt alles gründlich abgesucht hätte, hatte ich am Ende gerade mal eine Abschlussrate von 73%. Das Spiel hat einfach so viele versteckte Raketenkanister, andere Items und scannbare Gegner bzw. Objekte, dass man in einem Playthrough vermutlich noch so gründlich sein kann, man wird ohne Guide kaum die 100% knacken. Aber wenn wir schon bei der Schwierigkeit sind - Metroid Prime Remastered ist teilweise echt knackig, ich muss aber sagen, dass es mir damals noch viel schwerer gefallen ist, als heute.

 

Ob das nun an der angepassten Steuerung liegt, oder einfach der Erfahrung, die man in 20 Jahren so sammelt, kann ich nicht wirklich beurteilen. Aber ich kann mich noch gut erinnern, dass mir damals vor allem Gegner wie die Chozo-Geister und die Eisgiganten wesentlich mehr Sorgen bereitet haben als in diesem Playthrough. Das einzige was auch heute immer noch ganz schön knifflig ist, sind die Chozo-Artefakte, die man braucht um ins letzte Gebiet zu kommen und sich schnell auf der Map zurecht zu finden. Obwohl das Spiel einem storyrelevante Punkte lose auf der Map markiert, war ich am Anfang gefühlt noch komplett lost auf der Karte und musste erst einmal wieder tief in meiner Erinnerung graben, um mich in den Chozo Ruinen und ihren angrenzenden Gebieten zurecht zu finden. Nach 1-2 Stunden Spielzeit hat das aber auch wieder super geklappt und ich hatte mir alle Map-Teile und die verschiedenen Shortcuts gut eingeprägt.

Samus nimmt einen Weltraumpiraten ins Visier in Metroid Prime Remastered von Retro Studios für Nintendo Switch
Who shot first?

Und auch wenn das Spiel schon eigentlich 20 Jahre auf dem Buckel hat und "nur" ein Remaster sein soll - es fühlt sich sowohl spielerisch, aber vor allem optisch an, wie ein waschechtes Remake. Schon damals haben mich glänzende Metalloberflächen, das World Design, die Waffen-Effekte und vor allem die Reflektionen von Samus' Visier begeistert und auch auf der Switch sieht das Spiel in der neuen Fassung einfach nur unfassbar gut aus. Egal ob man im Handheld-Modus oder auf dem Fernseher spielt - Metroid Prime Remastered ist von vorne bis hinten wahnsinnig schön, die Umwelt des Planeten wirkt richtig lebendig und die Ego-Perspektive macht das Spiel unglaublich immersiv. Das Spiel war VR bevor es VR-Headsets gab und schafft es auch heutzutage noch Spieler*innen hautnah in die Welt eintauchen zu lassen. Der Soundtrack und die Umgebungsgeräusche müssen da nur noch ihr Übriges tun. 

"Metroid Prime Remastered bringt ein geniales Spiel in die Jetzt-Zeit, büßt dabei kein Stück seiner Genialität ein und schafft es mit ein paar Quality of Life-Anpassungen sogar, das Erlebnis noch besser zu machen."

Der Miggi von vor 20 Jahren hätte einem vermutlich den Vogel gezeigt, wenn man ihm erzählt hatte, dass er mit 33 Jahren Metroid Prime auf einem Handheld-Device spielen wird, es dann sogar noch schöner aussieht und er das ganz ohne Komplettlösung schaffen wird. Genau das ist aber passiert und hat mich wie schon damals wieder von vorne bis hinten komplett begeistert. Das Spielprinzip kickt genau wie damals, die Ego-Perspektive hat mich in die Welt hineingezogen und auch 20 Jahre später ist dieses Spiel einfach ein Meisterwerk. Metroid Prime Remastered bringt ein geniales Spiel in die Jetzt-Zeit, büßt dabei kein Stück seiner Genialität ein und schafft es mit ein paar Quality of Life-Anpassungen sogar, das Erlebnis noch besser zu machen. Im Grunde habe ich keinen wirklichen Kritikpunkt, den ich hier anbringen könnte, selbst wenn ich es versuchen müsste. Obwohl doch, einen gibt es. Warum macht Nintendo uns denn hier mit einem Remaster des ersten Teils heiß, ohne uns zumindest zu sagen, dass die anderen beiden Prime-Teile auch noch für die Switch kommen? Das ist schon sehr frech. Denn wenn ich nach diesem Spiel im Videospiel-Bereich eines will, dann ist es das - mehr Metroid Prime.

Wertung zu Metroid Prime Remastered von Retro Studio für Nintendo Switch
5 von 5 Chozo-Geistern.