Unicorn Overlord

   Von Miggi

Artwork zu Unicorn Overlord von Vanillaware, ATLUS und Sega

SEGA bzw. genau genommen SEGA und seine verschiedenen Studios haben aktuell einen absurd guten Run an Spielen. Und dazu muss ich nicht mal meine blitzeblaue Sega-Fanbrille aufsetzen. Nachdem man das letzte Jahr mit Like a Dragon: The Man Who Erased His Name und Persona 5 Tactica abgeschlossen hat, wurde dieses Jahr mit Like a Dragon: Infinite Wealth und Persona 3 Reload direkt nachgelegt. Und da war es gerade mal Anfang Februar. Weil aber natürlich auch im März Spiele gespielt werden wollen, hat sich ATLUS nach 13 Sentinels: Aegis Rim wieder mit Vanilaware aus Osaka zusammengetan und macht mit uns einen Ausflug ins Genre der Strategie-Rollenspiele. Als ich das Spiel das erste Mal während einer Nintendo Direct gesehen habe, dachte ich erst uns erwartet ein quasi-Fire Emblem. Dass hier aber noch so viel mehr schlummert, durfte ich dann in der Vollversion des Spiels selbst erleben.

Die Story startet mitten in die Action und zwar während einer Rebellion von General Valmore gegen die regierende Königin von Cornia. In Anbetracht ihrer bevorstehenden Niederlage schickt sie einen ihrer engsten Vertrauten los, ihren Sohn gemeinsam mit dem Einhorn-Ring in Sicherheit zu bringen. Innerhalb von 10 Jahren verleibt sich Valmore, der von da an als Galerius auftritt auch noch die anderen 4 Länder des Kontinents Fervith ein und macht sie alle zusammen zu seinem Reich. Währenddessen wird Prinz Alain auf der abgelegenen Insel  Palevia im Geheimen aufgezogen, um irgendwann die Befreiungsarmee zu leiten. Als die Insel angegriffen wird muss Alain früher als gedacht in Aktion treten und beschützt die Bevölkerung vor den Streitkräften. Dabei lernt er, dass sein Ring das Böse aus den Menschen verbannen kann und macht sich daraufhin auf die fünf Länder aus der Macht von Galerius zu befreien. Im Laufe der Geschichte gibt es dabei nicht nur einige Twists, ihr trefft auch auf über 60 Charaktere, die sich eurer Gruppe anschließen können.

Alain und Scarlett machen sich bereit für den Kampf in Unicorn Overlord von Vanillaware, ATLUS und Sega
Da kriegt gleich jemand aufs Maul.

Fortgeführt wird die Story im Univorn Overlord durch Ingame-Videosequenzen und Dialoge die zu einem großen Teil auch auf Englisch und Japanisch synchronisiert wurden. Um zum nächsten Teil der Story zu kommen bewegt ihr euch frei über die World Map und könnt dort verschiedene Geheimnisse und Nebenmissionen finden. Dazu gehören Ruinen, in denen ihr Items findet, Beschwörungskreise mit optionalen Kämpfen, Steintafelrätsel und vieles mehr. Je nachdem welche Einheit ihr schon im Team habt können bestimmte Aktionen nicht bzw. erst später durchgeführt werden, es lohnt sich also auch bereits besuchte Orte noch einmal zu besuchen. Das Spiel markiert hier aber auch alles fleißig auf eurer Karte und macht es euch damit recht einfach alles wiederzufinden. Außerdem findet ihr überall kleine und auch größere Dörfer, die ihr befreien und wiederaufbauen könnt, um euer Ansehen innerhalb der jeweiligen Bevölkerung zu steigern. Habt ihr das Dorf mit Ressourcen voll ausgebaut, könnt ihr dort nicht nur einkaufen, sondern auch in der Taverne essen sowie eine Wache abstellen, die euch automatisch Ressourcen farmt. Je nachdem wie hoch euer Ansehen auf einer Skala von E bis S ist steht euch innerhalb des Spiels mehr zur Verfügung. Die Befreiung der Dörfer wird dabei immer in einer Kampf-Mission ausgetragen, in der ihr dann direkt auch eure Einheiten leveln könnt.

 

Das erste Kampf-Tutorial bekommt ihr direkt im Intro mit Königin Ilenia und lernt dabei die grundlegenden Basics. Wie viel Tiefe aber dann darin steckt, erschließt sich euch vermutlich erst viele Stunden später. Ich war echt immer wieder überrascht davon, dass Unicorn Overlord quasi nie aufgehört hat, neue Kniffe und Mechaniken einzuführen. Eines direkt mal vorneweg: wer ein rundenbasiertes Spiel im Stile von einem Fire Emblem erwartet, wird hier erst mal überrascht sein. Die Kämpfe laufen alle komplett automatisch ab und habt ihr ein Aufeinandertreffen zweiter Gruppen erst einmal gestartet, könnt ihr als Spieler*innen nicht mehr eingreifen. Was ich erst noch etwas befremdlich und ungewöhnlich fand, hat sich über die laufende Spieldauer immer mehr in Bewunderung gewandelt. Ich hätte nach den ersten Kämpfen nie im Leben gedacht, dass ich so viel Spaß mit dem System haben werde und kann hier vor Vanillaware nur meinen Hut ziehen. Jede Kampf-Mission hat Spaß gemacht, ich habe so viel ich konnte mitgenommen und es war mir immer wieder ein inneres Blumenpflücken meine Einheiten zusammen- und umzustellen, neue Einheiten zu integrieren und neue Formationen zu testen.

Eine Auswahl an verschiedenen Figuren in Unicorn Overlord von Vanillaware, ATLUS und Sega
Esizapfen ins Gesicht!

Eure Einheiten stellt ihr euch nämlich, je nach Spielfortschritt, aus 2 bis 5 Charakteren zusammen, die ihr auf einem Brett mit 6 Feldern platziert. Je nachdem, welche Einheit wo auf dem Feld steht und wie sie untereinander angeordnet sind, ergeben sich dabei verschiedene Kombinationen, Attackenmuster aber auch Vor- und Nachteile gegen eure Feinde. Habt ihr zum Beispiel einen Dieb in der ersten Reihe, konzentrieren Gegner*innen ihre Angriffe auf ihn, während seine Spezialfähigkeit das Ausweichen ist und er im Idealfall keinen Schaden nimmt. Stellt ihr also eine Fernkampf-Einheit hinter ihn, wird diese nicht getroffen, kann aber trotzdem gut Schaden machen. Neben der Position ist aber auch die Klasse der Figuren für den Ausgang der Kämpfe wichtig. Bogeneinheiten sind z.B. besonders gut gegen fliegende Feinde und insgesamt gibt es hier mehr Kombinationen und Klassen, als ich aufzählen kann. Als mich Freunde nach meiner Lieblingstruppe gefragt haben, konnte ich diese Frage nicht beantworten. Einfach weil das Spiel bis zum Ende nicht aufhört euch neue Figuren mit neuen Klassen und neuen Einsatzmöglichkeiten an die Hand zu geben.

 

Und als würde es das nicht schon taktisch genug machen, habt ihr außerdem noch die Möglichkeit eure Einheiten unterschiedlich auszustatten und diese sogar zu befördern. Jede der Figuren hat dabei eine klassenspezifische Waffenart, wie Schwert, Lanze, Axt und Co. und zusätzlich verschiedene andere Slots. Manche können zusätzlich zur Waffe noch Schilde ausrüsten, während andere dafür mehr Accessoires anlegen können. Die Accessoires bieten euch dabei verschiedene Buffs und Status-Boni sowie zusätzliche Attacken und Moves, die eure Charaktere sinnvoll ergänzen können. Die Items bekommt ihr entweder durch Ereignisse in der Welt, aber auch in Shops, die ihr verteilt über die verschiedenen Dörfer besuchen könnt. So könnt ihr die Stärken eurer Figuren sowie Aufstellungen noch mal hervorheben und es lohnt sich wirklich sich damit intensiv zu beschäftigen und nicht einfach blind eine Truppe zusammenzustellen.

Tavernen-Essen in Unicorn Overlord von Vanillaware, ATLUS und Sega
Außerdem: Können wir mal darüber reden wie gut das Essen im Spiel aussieht und wie geil die Animation ist?

Der Animations-Stil in Unicorn Overlord erinnert direkt an den von 13 Sentinels: Aegis Rim und man kann hier absolut die Handschrift von Vanillaware erkennen. Während man auf der World Map die Figuren nur schemenhaft von schräg oben erkennen kann, laufen Kämpfe und Story in einer Art 2D-Ansicht ab. Die Figuren stehen dabei vor einem Hintergrund und bewegen sich von links nach rechts mit ein bisschen Tiefe. Außerdem gibt es noch ein paar Schmankerl: neben den Kampfanimationen und -effekten sind vor allem die Animationen in den Tavernen unfassbar gut und ich hatte jedes Mal direkt Hunger, wenn ich wieder ein paar Charaktere zum Essen geschickt habe. Der Soundtrack stammt wie auch schon in 13 Sentinels und Odin Sphere wieder von Basiscape und Mitsuhiro Kaneda und untermalt das Geschehen im Spiel perfekt.

"Unicorn Overlord ist nicht nur verdammt schön und charmant inszeniert, sondern bietet eine nicht enden wollende Auswahl an Kampfeinheiten und damit einhergehend Mechaniken, Systemen und Aufstellungen eurer Charaktere."

Nachdem ich das Spiel während der Nintendo Direct zum ersten Mal gesehen habe, war mir direkt klar, dass ich das spielen muss und ich habe mir danach keine Trailer mehr angesehen und auch die Gratis-Demo einfach ignoriert. Die ersten paar Stunden haben mich dann mit ihrer Tiefe und den vielen Infos erst mal komplett erschlagen und je länger ich gespielt habe, desto mehr habe ich das Spiel lieben gelernt. Unicorn Overlord ist nicht nur verdammt schön und charmant inszeniert, sondern bietet eine nicht enden wollende Auswahl an Kampfeinheiten und damit einhergehend Mechaniken, Systemen und Aufstellungen eurer Charaktere. Die Story hält dabei einige Überraschungen parat und hat mich über die gesamte Spieldauer gut unterhalten, während die Synchro ihr übriges getan hat und ich meine Befreiungsarmee komplett ins Herz geschlossen habe. Wer ein Herz für Strategie, Taktik und Rollenspiele hat, für den dürfte das hier ein Sureshot sein, wer auch nur mindestens einen dieser Punkte abdeckt, sollte zumindest mal in die Demo reinspielen. SEGAs aktuelle Streak ist damit auf jeden Fall absolut nicht abgerissen, sondern nur noch weiter zementiert worden.

Wertung zu Unicorn Overlord von Vanillaware, ATLUS und Sega
5 von 5 Kampfeinheiten.