The Callisto Protocol

   Von Miggi

The Callisto Protocol von Striking Distance Studios und Krafton

Ihr habt euch doch auch bestimmt schon immer gefragt, was passiert, wenn Glen Schofield, Art Director von Barbie: Game GirlGex 3D: Enter the Gecko und naja, auch Executive Producer von diesem Spiel namens Dead Space auf die PUBG Studios trifft. Nicht? Naja okay, die Connection wäre mir persönlich auch nicht einfach so in den Sinn gekommen. Aber genau das ist passiert und was eigentlich als Story-fokussierte Erweiterung des PUBG: Battlegrounds-Universums geplant war, wurde schnell zu einem ganz eigenen Projekt. Und nach etlichen, gefühlt immer blutiger werdenden Trailern und einer seltsamen Foto-Kabine auf der gamescom hat uns Ende 2022 jetzt noch kurz vor Jahresende der neueste Streich der ehemaligen Macher*innen des EA Space-Horrors namens The Callisto Protocol erreicht.

The Callisto Protocol spielt im Jahr 2320 und erzählt die Geschichte von Jacob Lee, der von Josh Duhamel porträtiert wird, bekannt aus Transformers oder Das Bildnis Des Dorian Gray. Jacob ist quasi Postbote, zumindest das, was man sich in der Zukunft darunter vorstellt. Als er und sein Partner für die United Jupiter Company ihren letzten Auftrag ausführen wollen, geht aber alles schief, was nur schiefgehen kann. Das Raumschiff der beiden wird von der mutmaßlichen Terrorgruppe Outer Way gekapert und legt daraufhin eine Bruchlandung auf dem Jupitermond Callisto hin, wo sich das Black Iron Prison befindet. Jacob wird daraufhin gemeinsam mit der Outer Way-Anführerin Dani Nakamura, gespielt von Karen Fukuhara, bekannt aus The Boys, inhaftiert und kurz darauf bricht im Gefängnis eine mysteriöse Krankheit aus, die alle Insassen in zombieartige Monster aka Biophage verwandelt. So hat sich Jacob seinen letzten Arbeitstag vorm Ruhestand vermutlich nicht vorgestellt.

Jacob steht in einem Raum und an der Wand steht "Shoot the Tentacles" in The Callisto Protocol von Striking Distance Studios und Krafton
Na gut, wenn es unbedingt sein muss.

Da euch das Spiel direkt in die Action wirft, habt ihr genau wie Jacob selbst nur wenig Zeit euch zurecht zu finden. Im brennenden und von Gegnern überlaufenen Gefängnis geht es jederzeit und gnadenlos ums Überleben. Um euch gegen die infizierten Insassen zu verteidigen, steht euch Anfangs nur ein Brecheisen zur Verfügung, das ihr relativ bald gegen einen Schockstab austauscht, den die Wachleute mit sich führen. Mit diesen Waffen müsst ihr euch den Monstern im Nahkampf stellen, wofür ein eigenes Kampfsystem entwickelt wurde, das nicht alle so richtig geil finden, wenn man sich die Kommentare im Internet durchliest. Ich fand, dass die Nahkämpfe vor allem in Kombination mit den Schusswaffen und dem Telekinese-Handschuh später richtig smooth laufen und man fast schon wie in einem Fighting Game richtige Kombos abfeuern kann, aber auch jeder Fehler gnadenlos bestraft wird. So ist jedes Aufeinandertreffen mit den Gegnern wahnsinnig spannend und vor allem eins - stressig und furchteinflößend. Also genau, was ich von einem Spiel wie diesem erwarte.

 

Wer aber nicht gerne in den Nahkampf geht, kann das auch oft mit der richtigen Strategie vermeiden. Wie eben schon erwähnt stehen euch dafür nämlich Schusswaffen und die Möglichkeit Gegner mit Telekinese durch die Luft zu werfen zur Verfügung. Als erste Fernkampf-Waffe erhaltet ihr eine Pistole, die auf einem Waffenmodul angebaut wird. Auf dieses könnt ihr im weiteren Spielverlauf auch noch eine Magnum und eine Maschinenpistole stecken, müsst dabei aber in Kauf nehmen, das jeder Wechsel einige Zeit in Anspruch nimmt, in der Jacob sich nicht verteidigen kann. Ihr bekommt zwar auch noch ein zweites Waffenmodul, das ist allerdings dann nur mit einer Shotgun und einem Maschinengewehr kompatibel. Diese zwei Module könnt ihr auf Knopfdruck schnell durchwechseln. Mit dem Telekinese-Handschuh habt ihr außerdem die Möglichkeit eure Gegner in Ventilatoren zu schubsen oder auf Eisenstangen aufzuspießen, die sich in den jeweiligen Abschnitten finden lassen.

Ein Infizierter in The Callisto Protocol von Striking Distance Studios und Krafton
Wenn der mal nicht das Maul zu weit aufreißt.

Was mich an The Callisto Protocol aber weit mehr fasziniert hat als das Kampfsystem oder Waffenarsenal ist die realistische Grafik mit der das Spiel beeindruckt. Das Team rund um Schofield und Striking Distance Studios hat hier in der Unreal Engine 4 ein Erlebnis geschaffen, das teilweise einfach nur irre aussieht. Die Licht- und Schatteneffekte sind unfassbar gelungen, das Weltendesign ist eklig aber fasziniert durch krasse Details und vor allem die Schauspieler*innen sind so realistisch eingefangen, wie es glaube ich bisher kein anderes Spiel geschafft hat. Am ehesten kommt da noch sowas wie The Quarry ran. Dadurch könnt ihr das Spiel aber auch nur auf der Current Gen, also Xbox Series X und Series S sowie PlayStation 5, und leistungsstarken PCs spielen. Wobei es bei letzteren zum Zeitpunkt des Releases noch ein paar Bugs gegeben hat, wodurch das Spiel stark geruckelt hat. Die Entwickler*innen haben aber sofort reagiert und werden diese Ruckeleinlagen mit einem der nächsten Patches hoffentlich beheben.

 

Dass das Spiel so gut aussieht trägt dann natürlich auch noch mal gehörig zum Grusel- und Schockfaktor bei. Obwohl es sich bei The Callisto Protocol nicht um puren Survival Horror handelt, sondern der Fokus eher auf den Action Parts liegt, habe ich mich mehrmals ordentlich erschrocken und die Grundstimmung ist nicht selten eine sehr angespannte und bedrohliche, bei der man das Gefühl hat, dass einem hinter der nächsten Ecke direkt ein Infizierter überraschen könnte. Vor allem wenn man durch den Schnee auf dem Jupitermond stapft oder durch enge Schächte robbt, während die geniale Soundkulisse ihr übriges tut, werden sich bestimmt auch bei euch die Haare zur Gänsehaut aufstellen.

Ein Infizierter greift Jacob an in The Callisto Protocol von Striking Distance Studios und Krafton
Ich glaub er möchte nur einen Freund.

Der realistische Look wird dann nur noch umso besser, indem UI-Elemente, die wichtig für das Spiel sind, fast komplett in den Kontext der Handlung und des Geschehens eingebunden sind. So lest ihr die Gesundheit von Jacob anhand des Implantats ab, das er bei der Ankunft im Gefängnis verpasst bekommt. Ab da an hat Jacob eine grüne Energie-Leiste im Nackenbereich, die bei Schaden abnimmt und ihre Farbe verändert. Gleiches gilt für Munition, die ihr direkt an den Waffen selbst ablest. Karten und Nachrichten steuert ihr über ein projiziertes Menü an, das Jacob ebenfalls im Spiel sieht und auch eure Waffen und Ausrüstung rüstet ihr an Automaten in der Welt auf. Diese 3D-drucken Waffenmods oder Chipsätze, welche dann teilweise sichtbar sind, oder eben von Jacob in den jeweiligen Gegenstand eingesetzt werden. Das hat bei Dead Space schon funktioniert und trägt auch hier wieder sehr stark zur Immersion bei.

"The Callisto Protocol punktet mit unfassbar schöner Grafik und Licht-Effekten, einer stets angespannten und angsteinflößenden Stimmung und wer auf der Suche nach Gore ist, wird hier auf jeden Fall mehr als fündig."

Man merkt The Callisto Protocol auf jeden Fall die Wurzeln von Glen Schofield und damit Dead Space an. Dass es im Vorfeld oftmals stark damit verglichen wurde und eventuell sogar das Marketing damit gespielt hat, tut dem Titel nämlich nicht nur Gutes. Das Gameplay ist wesentlich action-fokussierter, als Die Hard-Fans des EA-Titels es sich vermutlich gewünscht haben und vor allem das Nahkampf-System ist ein großer Unterschied zwischen den Titeln. Mir persönlich hat es sehr viel Spaß gemacht in den Gefechten richtige Kombos aneinanderzureihen, wenn man mit der falschen Erwartungshaltung an das Spiel geht, kann das aber auch negativ aufstoßen. Das hier ist kein Nachfolger zu Dead Space und ganz ehrlich - das ist auch gut so. The Callisto Protocol punktet mit unfassbar schöner Grafik und Licht-Effekten, einer stets angespannten und angsteinflößenden Stimmung und wer auf der Suche nach Gore ist, wird hier auf jeden Fall mehr als fündig. Die kleinen technischen Mankos, die vor allem auf dem PC auftreten, sind hoffentlich bald behoben, damit ihr euch alle zum Ende des Jahres noch mal richtig schön gruseln könnt. Denn das funktioniert in diesem Spiel wirklich sehr gut.

Wertung zu The Callisto Protocol von Striking Distance Studios und Krafton
4 von 5 Shivs.