Von Miggi
Zwei Fakten direkt vorneweg: Erstens liebe ich The Legend of Zelda. Obwohl ich mit Ocarina of Time für das N64 vergleichsweise spät in die Serie eingestiegen bin und das von vielen als Favorit angesehene A Link to the Past erst viele viele Jahre später nachgeholt habe. Zweitens habe ich Skyward Sword bisher nicht wirklich gut gefunden. Ich habe mir das Spiel damals vorfreudig für die Nintendo Wii geholt, habe mir dazu extra noch einen Motion Plus Controller geholt (den ich für kein anderes Spiel, das ich besaß gebraucht hätte) und hatte wirklich Bock. Doch schon relativ schnell stellte sich damals für mich heraus, dass ich mit der Bewegungssteuerung einfach nicht warm wurde. So habe ich das Spiel damals relativ gefrustet nach dem ersten Tempel beiseite gelegt und danach nie wieder angemacht. Und bis heute fand ich das einerseits sehr schade und andererseits verwunderlich, da ich sonst alle Spiel der Reihe gern gespielt habe. Von Spirit Tracks über A Link between Worlds bis hin zu Majora's Mask.
Als im Februar 2021 in der Nintendo Direct-Präsentation dann ein HD-Remake des Titels für die Switch angekündigt wurde, war ich erst kurz zurück in mein Trauma gefallen. Ich hatte direkt wieder Angst, dass ich das Spiel anmache, spiele und sich schnell wieder der selbe Frust wie damals breit machen könnte. Und ich weiß nicht ob ich das ein zweites Mal verkraftet hätte. In der Präsentation wurde mir diese Angst aber relativ schnell genommen - die Remastered Version von Skyward Sword kann diesmal nämlich komplett ohne Bewegungssteuerung gespielt werden. Ob mit Controller oder im Handheld-Modus. Und ab da war ich direkt gehyped auf die HD-Version des Spiels, habe mir extra noch die JoyCons in der Special Edition und den Zelda Amiibo dazu bestellt und war voller Vorfreude auf den Release-Termin.
Storytechnisch handelt es sich bei The Legend of Zelda: Skyward Sword HD chronologisch gesehen um den allerersten Titel der Reihe. Wer also immer schon mal wissen wollte was es eigentlich mit dem Master Schwert, Zelda und dem Mythos um den Helden im grünen Gewand auf sich hat, kann hier den Ursprüngen auf den Grund gehen. Als Link - oder wie immer ihr euren Titelhelden nennt - startet ihr im schwebenden Städtchen Wolkenhort als Student der Ritterschule. In Vorbereitung auf eine große Zeremonie erledigt ihr ein paar Aufgaben im Ort, macht euch mit allem vertraut und trefft relativ schnell auch auf Zelda, eure engste Freundin aus Kindheitstagen. Aber natürlich kommt es wie es kommen muss, bei der Zeremonie geht etwas schief und Zelda wird von einem Wirbelsturm nach unten ins Erdland gerissen. Und mutig wie er ist, macht sich unser Held natürlich auf den Weg, um sie zu retten.
Nachdem ihr euch im Dorf Schwert und Schild beschafft habt, springt ihr also nach unten, landet im Erdland und das Abenteuer geht los. Im ersten Wald-Gebiet wartet dann das, was man von einem Zelda-Spiel erwartet: Es gibt Bokoblins, Deku Pflanzen, Fledermäuse und anderes Getier, das euch ans Leder will, ihr könnt Rubine einsammeln, müsst in verschiedenen Dungeons Schlüssel finden, um Türen zu öffnen. So weit, so The Legend of Zelda. Anders als in bisherigen Teilen sind aber die Items, die ihr braucht um weiterzukommen, in diesem Teil stark auf die Bewegungssteuerung der Wii ausgelegt gewesen. So findet ihr etwa einen Käfer, den ihr durch kippen des JoyCons steuert. Alle diese Items funktionieren aber natürlich wie das Schwert auch genau so gut mit dem Controller. Und dafür muss ich Nintendo einfach loben. Egal ob man die Bewegungssteuerung nutzt oder nicht - das Spiel funktioniert so oder so wahnsinnig gut. Dass man jetzt die Option hat, wie man spielen möchte, ist ein unfassbar großer Pluspunkt für mich.
Auf die Steuerung mit der WiiMote wurde damals natürlich auch das Kampfsystem angepasst. Wo ihr in anderen Zelda-Spielen noch per Knopfdruck euer Schwert geschwungen habt und es relativ egal war, wie ihr die Monster trefft, müsst ihr in Skyward Sword eure Hiebe genau timen und vor allem an euer Gegenüber anpassen. Steht ihr z.B. einem Bokoblin gegenüber, der sein Schwert quer über seinem Kopf hält, wird euer Schlag von oben komplett abgewehrt, das heißt ihr müsst hier entweder von der Seite oder von unten angreifen. Das ganze wird natürlich je nach Gegnertyp kniffliger und die Kämpfe gewinnen dadurch einiges an Komplexität. Um mit eurem Controller zuzuschlagen, nutzt ihr in diesem Fall einfach den rechten Stick. Je nachdem in welche Richtung ihr den Stick bewegt, folgt Link mit seinem Schwert. Für bestimmte Spezial-Attacken gibt es außerdem bestimmte Abfolgen, die ihr schnell ausführen müsst, wie man es vielleicht aus Beat'em'Ups kennt. Ich hatte sehr viel Spaß am Kämpfen und auch die Steuerung hat für mich sehr gut funktioniert.
Und wenn ihr gerade nicht wirklich Lust auf Kämpfe habt und das Gefühl habt, dass auch Zelda ein bisschen auf eure Hilfe warten kann, gibt es in Skyward Sword HD noch genug anderes zu erledigen. Ihr könnt mit eurem Wolkenvogel durch die Lüfte fliegen und verschiedene Inseln rund um Wolkenhort erkunden, spezielle Schatzkisten vom Erdland aus freischalten, die ihr dann in der Luft finden müsst und es gibt einen Haufen Nebenquests zu erledigen. Haben die Bewohner*innen von Wolkenhort eine Sprechblase über dem Kopf, könnt ihr für sie meistens Aufgaben erledigen, für die ihr dann natürlich mit Rubinen, Herzteilen oder anderem nützlichen Kram belohnt werdet. Oder ihr kauft euch ein Netz und geht auf enstpannt einfach ein bisschen Insekten fangen. Die könnt ihr wiederum verkaufen oder eure Tränke damit verbessern. Außerdem gibt es verschiedene andere Items zu finden, mit denen ihr eure Ausrüstung aufwerten könnt.
Im Vergleich zum Original wurde aber nicht nur die Controller-Steuerung hinzugefügt. Grafisch hat man das Spiel ins Jahr 2021 geholt und im Gegensatz zur doch recht blassen Wii-Version kommt in HD der schöne Artstil des Spiels wesentlich besser zur Geltung. Farblich eher auf der fröhlicheren als der düsteren Seite sehen die Texturen hier teilweise aus, als wären sie mit dem Pinsel handgetupft und was soll ich sagen? Ich liebe diesen Stil. Dazu gesellt sich eine flüssige 60 FPS-Framerate und anders als 2011 kann man nun auch die Kamera frei bewegen. Zusätzliche Levels oder Dungeons gibt es zwar nicht, aber dadurch, dass es mein erster kompletter Playthrough ist, hat mich das jetzt auch nicht wirklich gestört. Im Gegenteil - die Dungeons in diesem Spiel sind wahnsinnig gut aufgebaut und ich liebe, dass man ähnlich wie in Metroidvanias die Gebiete mehrmals besucht und je nachdem, welche Items man dann mit hat, neue Bereiche freischalten kann. Außerdem hat man die Zahl der Tutorials markant runter geschraubt, was das Spiel wesentlich schneller und angenehmer zu spielen macht.
"The Legend of Zelda: Skyward Sword HD macht für mich alles richtig, was ein HD Remake richtig machen kann."
Ich muss wohl einige Aussagen, die ich in den letzten Jahren über Skyward Sword getätigt habe zurücknehmen. Wo ich es bisher noch relativ weit unten in meiner persönlichen Rangliste angeordnet hätte, hat sich das Spiel mit dem HD-Remake seinen Weg nach oben zurück erkämpft. Und ja, das hat eigentlich nur mit dem Fakt zu tun, dass die Bewegungssteuerung hier nicht mehr verwendet werden muss. Das Dungeon- und World-Design hat mir damals schon super gut gefallen, der Artstil funktioniert in High Definition nur noch besser und die Kämpfe und Items sind wohl mit die kreativsten, die die Reihe je gesehen hat. The Legend of Zelda: Skyward Sword HD macht für mich alles richtig, was ein HD Remake richtig machen kann. Es bringt sinnvolle Quality of Life-Verbesserungen mit, sieht grafisch massiv besser aus, spielt sich flüssig und schafft es so mich für das Spiel zu begeistern, das ich damals auf der Wii noch genervt zur Seite gelegt habe. Ich bin froh, dass ich das Spiel endlich genießen konnte und wer wie ich damals enttäuscht wurde oder bis heute skeptisch war, weil viele diesen Teil der Reihe als nicht gut einstufen - lasst euch vom Switch-Remake überzeugen.