Von Miggi
Ich hasse es Super Meat Boy zu lieben. Einmal alle paar Jahre komme ich auf die glorreiche Idee das Spiel wieder auszugraben und es von vorne bis hinten durchzuspielen. Zwar nur die Light World, aber dafür alles mit Wertung A+, also jedes Level unter einem gewissen Zeitlimit. Controller ging bisher keiner zu Bruch, aber meine Nerven hat das Ganze schon das ein oder andere Mal an die Grenzen gebracht. Besonders gestern, als ich bis 03:30 circa zwei Stunden am allerletzten Level der Light World geknabbert habe, war ich mehrmals kurz davor aufzugeben. Aber dazu bin ich zu ehrgeizig und man kann sagen was man will: Es ist nie Super Meat Boy schuld, man verbockt es immer selber.
Das erste Mal lief mir der süße Fleischklumpen während meiner Studienzeit in München über den Weg. Während ich eigentlich für Klausuren lernen musste, stolperte der kleine Kerl auf meinen Rechner und hat mir später die ein oder andere Spätschicht eingebrockt. Aber das ist ok. Mit dem Platformer kam nämlich eines der forderndsten und langlebigsten Spiele in mein Leben, die ich bis dato gespielt habe. 2010 war mir das beiweitem noch nicht bewusst, ich war zwar überzeugt, das es sich um ein großes Spiel handelt, hätte die popkulturelle Tragweite so aber nie erwartet.
Aber noch mal kurz auf Anfang. Super Meat Boy ist eine aufgemotzte Version von Meat Boy, das als Flash-Spiel von Edmund McMillen für die Webiste Newgrounds entworfen wurde (und immer noch HIER gespielt werden kann). Nachdem das Spiel auf der Seite ein Riesenerfolg wurde, schloss sich McMillen mit dem Programmierer Tommy Refenes zusammen und sie arbeiteten an dem Spiel, das wir heute kennen und lieben/hassen. Es erschien erstmals als Xbox Live Arcade-Titel im Oktober 2010 und einen Monat später für den PC, mittlerweile gibt es aber auch Umsetzungen für diverse andere Platformen. Passend dazu empfehle ich euch auf Netlix den Film Indie Game: The Movie anzusehen, in dem man den Entstehungsprozess der Spiele Super Meat Boy, Braid und Fez sehr nah mitverfolgen kann.
Aber was ist es, das dieses Spiel so besonders macht? Ist es nur der Fakt, dass der Schwierigkeitsgrad so hoch ist? Klare Antwort: nein! Natürlich ist das Spiel schwerer zu meistern, als viele seiner Genre-Kollegen, aber es nur darauf zu reduzieren würde dem Werk nicht gerecht werden. Zum einen ist es die Mechanik, die Super Meat Boy herausstechen lässt. Jede Bewegung, jeder Sprung, jeder Sprint passiert durch eure Eingaben. Die Steuerung könnte nicht perfekter sein - was aber auch bitter notwendig ist, im Angesicht von späteren Levels. Gleichzitig läuft das Spiel komplett flüssig. Ihr habt zu keinem Zeitpunkt Ruckler, egal wie viele Objekte sich auf dem Bildschirm tummeln. Und glaubt mir, das sind teilweise viel mehr, als ihr es gerne hättet. So wisst ihr aber immer - jeder Tod ist zu 100% eure Schuld. Ihr könnt es nicht auf die schwammige Steurung schieben, oder auf Ruckler während eines wichtigen Sprungs. Ihr seid das Problem und müsst nur euch selbst schlagen!
Gleichzeitig bekommt ihr einen unglaublich liebevoll designten Look präsentiert. Der Protagonist Meat Boy, die zu rettenden Maid Bandage Girl und der Bösewicht Dr. Fetus sind mit einer ordentlichen Prise Humor aber viel Liebe zum Detail gestaltet, die Levels sind unglaublich durchdacht und es gibt mehr als eine versteckte Hommage an andere Videospiele, Figuren und Konsolen. Diese findet ihr meist in den versteckten Levels, die ihr durch Warp-Portale erreicht. Die Portale tauchen in bestimmten Abschnitten auf und verschwinden nach einer kurzen Zeit. Seid ihr also nicht schnell genug vor Ort, müsst ihr das Level von vorne starten. Euch erwarten Levels im Look älterer Konsolen, aber auch Bereiche, die ihr mit alternativen Charakteren meistern müsst, um diese für den weiteren Spielverlauf freizuschalten.
"Das Spiel hat wahnsinnig viel Herz. Es wurde nichts dem Zufall überlassen, jedes kleinste Stück wurde bewusst in das Spiel eingebaut und sitzt perfekt."
Das ist nur ein Teil der vielen Gründe die Super Meat Boy zu dem Riesenerfolg gemacht haben und sie lassen sich mit einem Wort perfekt zusammenfassen: Herz. Das Spiel hat wahnsinnig viel Herz. Es wurde nichts dem Zufall überlassen, jedes kleinste Stück wurde bewusst in das Spiel eingebaut und sitzt perfekt. Aber warum erzähle ich euch das alles eigentlich? Ganz einfach: Am 12. Juli 2017 erscheint "The End is nigh" von Edmund McMillen und ich hoffe auf eine ähnliche Erfahrung. Die bisher veröffentlichten Videos deuten genau das an und das habe ich zum Anlass genommen, Super Meat Boy mal wieder aus dem virtuellen Schrank zu nehmen. Wer also Lust auf einen tollen Platformer und starke Nerven hat: Erst Super Meat Boy spielen und sich für The End is nigh wappnen!