Resident Evil 7: biohazard

   Von Miggi

Wisst ihr noch letzten Juni, als während der Sony-Pressekonferenz auf der E3 alle von ihren Sitzen sprangen, egal ob zuhause oder unterwegs? Als alle panisch in den Playstation-Store stürmten und sich die Demo mit dem extrem eingängigen Namen Resident Evil 7 Teaser: The Beginning Hour auf ihre Konsole gezogen haben und selbst Death Stranding etwas nebensächlich war? Tja, ich war einer dieser Menschen und war seitdem extrem gespannt, mit was uns Capcom Anfang 2017 wohl überraschen wird. Nach dem was seit Resident Evil 4 passiert war, hatte ich Angst vor dem nächsten, "großen" Teil der Serie. Die Demo hat mir vieles an Angst genommen. Oder besser gesagt wieder zurück gegeben.

 

Nachdem Bea alleine wohnt und es vermutlich nicht mehr könnte nach diesem Spiel und Janine liebend gerne im Livestream ihr jetzt schon kultverdächtiges Format "Spiele vor denen Janine sich fürchtet" fortführen wird, blieb mir nichts anderes übrig als die Vorhänge zuzuziehen und mich auf die Reise nach Louisiana zu machen. Ist jetzt nicht so als hätte ich das nicht von mir selbst aus so gewollt, es soll an dieser Stelle nur erwähnt werden. Weil auch ich alleine wohne und alles seine Grenzen hat muss die VR-Fassung noch warten, aber durch die Xbox One S kam ich wenigstens in den Genuss von HDR. Auch schön.

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I would walk 500 miles and I would walk 500 more just to be the man who walks a thousand miles to fall down at your dooooooooooooooooooor.

Das Intro hatte mich sofort gefesselt und die ersten Spielminuten zogen mich bereits in einen Sog von Anspannung und Unbehaglichkeit, wie ich es von einem Resident Evil erwarte. Die Erinnerungen an Teil 6 waren wie weggeblasen - und den habe ich damals fast komplett durchgespielt! (Ja. Shame on me.) Der Weg zum Haus löste in mir sofort eine Stimmung aus, wie ich sie seit Code Veronica X nicht mehr erlebt hatte. Die Atmosphäre, die das Spiel von Beginn an aufbaut sucht seinesgleichen und vor allem die Ego-Perspektive trägt hier wahnsinnig viel zum Spiel bei.

 

Der bisher wohl größte Einschnitt in der Spielmechanik ist aber keineswegs störend oder wirkt aufgesetzt à la "Oh, Outlast hat es versucht und es hat funktioniert, warum sollte es beim großen Bruder nicht auch klappen?". Es wirkt an keiner Stelle geklaut oder fehl am Platz, sondern als hätte die Survival-Horror-Reihe genau auf diesen Schritt gewartet. An einer Stelle relativ am Anfang habe ich mich sogar vor meinem eigenen Schatten erschrocken. Und ich meine kein kurzes Zusammenzucken. Ich meine lautes Schreien und den Controller kurz zur Seite legen.

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Sometimes I wish I were an angel. Sometimes I wish I were you.

Abseits des Perspektivenwechsels besinnt man sich bei Capcom allerdings komplett auf die Ursprünge und versucht (Spoiler: mit Erfolg) an das Niveau der besten Teile der Serie anzuknüpfen. Das altbekannte Inventar-System feiert seine Rückkehr, inklusive der Möglichkeit Objekte genauer unter die Lupe zu nehmen, sie zu kombinieren und an diversen Stellen im Spiel einsetzen zu können. Dabei wird auch wieder Backtracking eingesetzt, welches aber nie störend in den Spielverlauf eingebaut wurde, sondern nur dazu führt, dass man selbst den Drang hat jeden Winkel im Haus der Familie Baker bis auf's kleinste Detail untersuchen zu wollen. Bei meinem ersten Durchgang hat das dazu geführt, dass ich mir alle optionalen Videokassetten und Geheimakten angesehen habe und normalerweise lese ich mir so etwas in Spielen nie durch. Zusätzlich findet man in Verstecken noch antike Münzen, die man für Verbesserungen des Hauptcharakters ausgeben kann und Mr. Everywhere - eine kleine Wackelkopf-Puppe, die ihr mit der Pistole treffen müsst. Insgesamt gibt es also viel zu entdecken, auch wenn die Handlungsumgebung relativ klein ist.

 

Was in späteren Versionen der Demo angedeutet wurde, wird nun im finalen Spiel endlich gezeigt: ihr seit nicht ohne jegliche Hilfsmittel unterwegs in der grusligen Umgebung. Diverse Waffen warten darauf von euch gefunden und benutzt zu werden und auch dabei hält man sich an ein altbekanntes Motto - Munition solltet ihr nicht aus dem Fenster werfen, an manchen Stellen im Spiel kann euch das ein oder andere Magazin, das ihr euch zuvor aufgespart habt das Leben retten. Dabei habt ihr auch die Möglichkeit verschiedene Munitions- und Erste-Hilfe-Items durch Kombination verschiedener Gegenstände selbst herzustellen. Natürlich muss auch dabei abgewogen werden, ob ihr dringender Heilung oder Munition benötigt. Anspannung bis in die Hosentasche quasi. Höhö.

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Oh girl, he'll help you understand. Smile like you mean it.

Über Schauplätze, Charaktere und generell die Geschichte des Spiels möchte ich hier  nicht zu viel verlieren, außer dem Tipp, dass man sich im Vorhinein nicht allzu viel durchlesen oder ansehen sollte. Resident Evil 7 ist ein Spiel, das man selbst erleben muss. Nehmt euch die Zeit, dunkelt euer Wohnzimmer ab, setzt das Headset auf und macht euch gefasst auf den größten Horror-Trip, den ihr seit langer Zeit erlebt habt. Bei meinem ersten Durchlauf, der bestimmt nicht der letzte bleiben wird, habe ich knapp 7 Stunden gebraucht. Das Spiel zieht sich nicht unnötig in die Länge, liefert euch aber trotzdem genug Anreiz, es nach den Endcredits sofort neu zu starten.

"Der siebte Teil der Kultreihe wird nicht nur ein Kandidat für die Top-5-Liste der Spiele des Jahres 2017 werden, sondern ist für mich (nach Code Veronica X, da geht nichts drüber) der beste Teil der Serie."

Resident Evil 7: biohazard hat das geschafft, was Duke Nukem, Tony Hawk und viele vor ihnen angekündigt haben und dabei glorreich gescheitert sind: Einen Nachfolger zu liefern, der sich auf die Ursprünge der Serie beruft, trotzdem Neuerungen mitbringt und so perfekt in die jetzige Zeit passt. Der siebte Teil der Kultreihe wird nicht nur ein Kandidat für die Top-5-Liste der Spiele des Jahres 2017 werden, sondern ist für mich (nach Code Veronica, da geht nichts drüber) der beste Teil der Serie. So. Ich hab's gesagt. Ja - dieses Spiel ist für mich das atmosphärischste und beste Resident Evil, das ich jemals gespielt habe. Mehr davon bitte Capcom. Bittedanke.

5 von 5 Umbrella Corporation-Logos
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