Von Miggi
Hach, Halloween. Alle Jahr wieder gibst du uns kollektiv den Anlass extra viele Horror-Filme und -Games in einem Monat gebündelt zu schauen und spielen. Und egal ob ihr auf Trash steht, auf Indie-/Arthouse-Geheimtips oder auf die großen Blockbuster - es ist für alle Geschmäcker was dabei. Freund*innen von Horror haben also im Oktober immer eine sehr gute Zeit und viele von euch dürften sicher schon einmal etwas von A Quiet Place gehört haben. Der erste Film der Reihe mit Emily Blunt und John Krasinski, der auch Regie führte, erschien 2018, bekam 2021 einen Nachfolger mit Part II und im Juni 2024 das Prequel A Quiet Place: Day One. Für A Quiet Place-Ultras gibt es jetzt außerdem mit The Road Ahead ein dazu passendes Videospiel, das kurz nach Day One und ein paar Monate vor dem ersten Film stattfindet. Und weil ich mich im Oktober immer gern in alle möglichen Horror-Filme und -Spiele stürze, hatte ich natürlich gar keine andere Wahl als mein Maul zu halten und mir das Spiel genauer anzusehen.
Dabei gleich einmal vorneweg: Ich habe innerhalb des Franchises bisher nur den ersten Film gesehen, den ich okay fand. Ich würde jetzt nicht behaupten, dass hier ein Meisterwerk der Horror-Welt schlummert, aber es ist absolut solider Hollywood-Horror. Da The Road Ahead aber eine komplett eigene Geschichte erzählt und keine Film-Charaktere darin vorkommen müsst ihr euch keine Sorgen machen: selbst, wenn ihr keinen der Filme gesehen habt, könnt ihr das Spiel ganz ohne Bedenken spielen. Ihr verfolgt diesmal die Geschichte der Collegestudentin Alex Taylor, die gemeinsam mit ihrem Freund Martin ums Überleben kämpft. In der Story stehen dabei, wie auch in den Filmen, die Themen Familie und Zusammenhalt in den Fokus und gibt noch ein paar Ideen dazu, die vor allem in der Welt von A Quiet Place zu Problemen führen könnten: Protagonistin Alex leidet nämlich an Asthma und sagen wir ohne zu große Spoiler mal so: das ist nicht das einzige körperliche "Problem", das ihr noch zum Verhängnis werden könnte.
Alex' Asthma ist dabei eines der Story-Elemente, die direkt ins Gameplay eingebaut wurden. Befindet ihr euch in für die Protagonistin gefährlichen Situationen steigt in dem Fall nicht nur euer eigener Stresslevel vor dem Fernseher sondern auch eine Leiste In-Game. Auch staubige Umgebungen können dazu führen, dass diese Leiste ansteigt. Ist sie zu voll, müsst ihr einen kleinen Skill-Check schaffen, um einen Hustenanfall zu verhindern. Schafft ihr das nicht, werden die geräuschempfindlichen Monster auf euch aufmerksam, was zu einem Game Over führt. Um dem Skill-Check vorzubeugen, könnt ihr auch Tabletten einnehmen, die in den Abschnitten verteilt zu finden sind und direkt verwendet werden, oder ihr nutzt einen eurer Inhalatoren aus dem Inventar. Davon könnt ihr maximal 5 Stück dabei haben und in späteren Abschnitten führt fast kein Weg daran vorbei sie zu nutzen, wenn ihr nicht alle paar Sekunden Skill-Checks machen wollt. Die Inhalatoren finde ich dabei ein spannendes Spielelement, es wirkt nur etwas seltsam, dass so viele davon in der verlassenen Spielwelt zu finden sind.
Neben den Inhalatoren könnt ihr in den 9 Kapiteln auch allerhand andere Items finden, die euch das Überleben erleichtern sollten. In dunklen Gebieten könnt ihr euch mit eurer Taschenlampe helfen, Flaschen und Steine lenken geworfen die Monster gut von euch ab und neben Lore-Schnipseln in Form von Briefen und anderen Dokumenten könnt ihr in den Abschnitten verteilt Mixtapes und Spielzeuge finden. Die Spielzeuge geben euch dabei Punkte, die ihr später gegen Concept Art und 3D Models der Figuren im Spiel eintauschen könnt. Das praktischste Item ist aber sicher das Phonometer, das Alex selbst gebastelt hat. Damit könnt ihr euch jederzeit anzeigen lassen, wie hoch der Geräuschpegel um euch herum durch z.B. Wind oder Wasser ist und wie laut ihr selbst seid. Macht ihr nämlich zu viel Lärm werdet ihr instant von einem der Monster weggesnackt. Das kann einfach durch zu schnelles Laufen passieren, aber auch Gegenstände in der Spielwelt können euch hier einen Strich durch die Rechnung machen.
Die Lärm-Prämisse führt allerdings so auch zu einem der "Probleme" des Spiels, wenn man es als solches bezeichnen will. Solange man weiß, worauf man sich einlässt ist es finde ich total okay, aber auch euch sei gesagt: schnelles Fortbewegen gibt es in diesem Spiel zu 90% nicht. In den etwa 7 - 8 Stunden Spielzeit bewegt man sich nämlich hauptsächlich schleichend fort, um nicht den Instakill zu erleben. A Quiet Place: The Road Ahead versucht dabei das Gameplay bis zum Ende mit neuen Kniffen und Funktionen frisch zu halten, dabei funktionieren manche besser, manche nicht ganz so gut. Die Taschenlampe, die Lärm beim Aufladen macht, habe ich z.B. nie benutzt, weil man eigentlich auch so alles sehen kann bzw. weiß wo man hin muss, Fenster die man zwingend einschlagen muss, führen aber eher zu Frust, als zu einem spannenderem Spielerlebnis beizutragen. Daran sind aber nicht nur die Gefahren in der Umgebung, sondern auch die Monster schuld.
Wenn ihr irgendwann einmal Alien: Isolation gespielt habt, solltet ihr die Inspiration hier direkt erkennen. In manchen Abschnitten greifen euch die Death Angels nämlich nicht aus dem Nichts an, wenn ihr zu laut seid, sondern bewegen sich aktiv in eurer Umgebung. Die KI ist dabei großteils gut, teilweise hatte ich aber richtige Aussetzer, in denen ich so laut sein konnte, wie ich wollte, ohne erwischt zu werden, andersrum aber auch so leise wie möglich sein konnte, während mir das Monster trotzdem ständig am Arsch geklebt ist. Ich würde die KI also absolut nicht als Reinfall bezeichnen, an ein Alien: Isolation kommt das alles aber nicht heran. Wer es sich extra schwer machen möchte, kann in The Road Ahead ein Mikrofon an seinen Controller oder PC anschließen, das eure Geräusche in der realen Welt ins Spiel überträgt und auch so das Monster alarmieren kann.
Besonders optisch und stimmungsmäßig fand ich The Road Ahead sehr ansprechend, wovon auch die Atmosphäre richtig profitiert. Die verschiedenen Charaktere und Umgebungen sehen richtig gut aus, die Welt wirkt glaubhaft unter der Prämisse, die diese Welt vorgibt und vor allem durch die Licht- und Schatteneffekte erzeugt das Spiel teilweise sehr viel mehr Spannung, als man als Spieler*in vermutlich haben sollte. Ich habe mich teilweise ohne das angeschlossene Mikrofon dabei ertappt wie ich in engen Passagen den Atem angehalten bzw. ganz leise geatmet habe, weil mich das Spiel so immersiv in seinen Bann gezogen hatte. Das Sounddesign ist dementsprechend natürlich auch sehr minimalistisch gehalten und aufs Thema abgestimmt und besteht hauptsächlich aus Umgebungsgeräuschen. An der Stelle sei aber gesagt, dass die Synchro richtig gut gelungen ist und man das Spiel mit Kopfhörern genießen sollte.
"A Quiet Place: The Road Ahead ist keines der furchtbaren Filmlizenzspiele, sondern eine gute Erweiterung des Franchises mit dem man auch als Neueinsteiger*in seinen Spaß haben kann."
Nachdem ich den ersten Film nur okay, das Setting bzw. die Prämisse richtig spannend fand, war ich gespannt wie The Road Ahead am Ende abschneiden würde. Und da konnte ich sehr schnell erleichtert, aber natürlich ganz leise, aufatmen - das Spiel hat mir wesentlich mehr Spaß gemacht. Die Story hat für mich trotz einiger vorhersehbarer Ereignisse richtig gut funktioniert und bis zum Ende unterhalten, das Gameplay war großteils spaßig und hat sich nur in ein paar Passagen etwas gezogen und vor allem optisch hat mich das alles richtig abgeholt. A Quiet Place: The Road Ahead ist keines der furchtbaren Filmlizenzspiele, sondern eine gute Erweiterung des Franchises mit dem man auch als Neueinsteiger*in seinen Spaß haben kann. Es ist jetzt nicht der nächste Horror-Geheimtipp, den man unbedingt gespielt haben muss, aber ich habe schon sehr viel schlechtere Spiele gespielt, ob nun Horror oder nicht. Das Studio Stormind Games hat sich bei mir nach Remothered: Broken Porcelain also definitiv rehabilitiert.