Persona 3 Portable

   Von Miggi

Titelbild zu Persona 3 Portable von ATLUS

Endlich ist es passiert. Obwohl ich über die Jahre drei verschiedene Versionen von Persona 3 angesammelt habe - zwei für die PlayStation 2 und eine für die PSP - hatte ich es bisher trotzdem nie gespielt. Die Hürde, die PlayStation am Fernseher anzuschließen oder aber einen 70+ Stunden-Titel auf dem kleinen PSP-Screen zu spielen, war dann doch irgendwie immer zu hoch. Vor allem als klar wurde, dass im Januar 2023 ein Port für die aktuellen Plattformen erscheint und das direkt auch noch als Teil des Xbox Game Pass. Geduldig habe ich also auf die Veröffentlichung gewartet und am Release-Tag direkt das Spiel gestartet. Wohl wissend, dass es die nächste Zeit quasi keine anderen Titel in meinem Videospiel-Leben geben wird. Aber das war okay für mich. Ich hatte einfach richtig Bock mich wieder in diese Mammut-Aufgabe aus Schultagen, Nachmittags- und Abendsplänen, Social Links, Level-Grinding und allem drumherum zu stürzen.

In Persona 3 Portable erwartet Spieler*innen zu Beginn direkt eine kleine Zeitreise zurück ins Jahr 2009. Als Waisenkind, wahlweise als Junge oder Mädchen, kommt ihr in die Stadt Iwatodai, um dort in der Gekkoukan High School ein Schuljahr zu verbringen. Schon als ihr dort eintrefft, fällt euch aber recht schnell auf, dass hier nicht alles ganz normal zu sein scheint. Auf dem Weg zu eurem Wohnheim stolpert ihr unwissend in die Dark Hour, einem Zeitraum, der um 00:00 Uhr beginnt und zwischen zwei Tagen existiert. Während der Dark Hour verwandeln sich die meisten Menschen in Särge, es erscheinen gefährliche Schattenmonster und ein seltsamer Turm namens Tartarus taucht da auf, wo tagsüber das Schulgebäude steht. Im Gegensatz zu den meisten anderen Menschen kann eine kleine Gruppe an Menschen sich aber ganz normal durch die Dark Hour bewegen, Personas beschwören und versucht damit das Geheimnis hinter Tartarus und den Schatten zu lösen. Und dazu zählt - und das überrascht jetzt vermutlich die wenigsten - auch der oder die Protagonist*in.

Ein Schatten erscheint in Persona 3 Portable von ATLUS
Kuckuck!

Wie auch in den anderen Teilen der Reihe, erwartet euch in Persona 3 Portable eine wilde Mischung aus Dungeon Crawler, Dating-Sim und Schulalltag. Gehen wir das ganze einfach mal chronologisch an, wie es auch im Spiel abläuft. Euer Tag startet morgens meistens damit, dass ihr euch auf den Weg in die Schule macht. Dort kann es passieren, dass euch Vormittags im Unterricht fragen gestellt werden oder euch in der Mittagspause eure Freund*innen ansprechen, ob ihr am Nachmittag nicht Lust habt etwas mit ihnen zu unternehmen. Mit diesen könnt ihr euch dann nach der Schule treffen, um deren Social Rank zu erhöhen. Das bringt euch nicht nur gefestigte Freundschaften, sondern auch Boni beim Erstellen eurer Personas. Aber dazu kommen wir dann gleich. Nachmittags könnt ihr nämlich, wenn ihr keine Lust habt euch mit jemandem zu treffen, auch einfach Lernen, einem Nebenjob nachgehen, ins Kino gehen oder euch anderweitig die Zeit vertreiben. Die meisten Aktivitäten erhöhen dabei einen der 3 Stats Mut, Wissen und Charme. Diese braucht ihr wiederum, um euch später mit bestimmten Leuten anzufreunden.

 

Habt ihr den Nachmittag dann hinter euch gebracht, könnt ihr entweder in eurem Zimmer weiter für die Schule lernen, oder aber euren Abend im Tartarus verbringen. Dort erwarten euch im Laufe des Spiels weit über 100 Ebenen, auf denen ihr gegen Schatten kämpfen, Schätze finden und verirrte Menschen retten könnt. Dazu stellt ihr euch im Erdgeschoß erst einmal eine Party zusammen und brecht mit euren Mitstreiter*innen dann auf. Die Stockwerke sind dabei pro Besuch im Tartarus, also pro Nacht, zufällig aufgebaut und bestehen dabei aus verschiedenen Raumteilen und Gängen, die diese verbinden. So ein bisschen kann man sich das vorstellen wie in The Binding of Isaac. Nur eben mit weniger weinenden Kindern. Zumindest meistens. Um wirklich alle Ebenen des Tartarus erklimmen zu können, müsst ihr nach jedem Vollmond eine neue Barriere öffnen, die euch bis dahin verschlossen blieb.

Das Team führt eine All Out Attacke durch in Persona 3 Portable von ATLUS
Auch die All Out-Attacken sind in Persona 3 Portable schon Teil der Kämpfe gewesen.

Die Kämpfe passieren in Persona 3 Portable zwar rundenbasiert, aber nicht im Zufallsprinzip, wie in diversen anderen JRPGs. Ihr könnt die gegnerischen Schatten immer auf der jeweiligen Ebene rumkriechen sehen und das zu eurem Vorteil nutzen. Schafft ihr es nämlich euch anzuschleichen und per Knopfdruck einen Überraschungsschlag zu landen, habt ihr im Kampf direkt die Oberhand und könnt einen Zug angreifen, während die gegnerischen Monster abwarten müssen. Stellt ihr es klug an, könnt ihr so Kämpfe beenden, bevor sie überhaupt richtig angefangen haben. Schafft ihr es nämlich die Schwäche eines Monsters herauszufinden, sei es nun gegen eine spezielle Magieform wie Blitz, Dunkelheit oder Feuer oder auch gegen eine bestimmte Angriffsart, dürft ihr nicht nur noch einmal angreifen, das Monster geht auch gleichzeitig zu Boden. Und wenn alle Schatten zu Boden gehen, dürft ihr eine besonders mächtige All Out-Attacke ausführen, bei der eure gesamte Party gleichzeitig angreift und so meistens alle Monster direkt besiegt. Ausgenommen natürlich Bosse oder besonders starke Varianten. Diese Vorteile kann aber natürlich auch euer Gegenüber für sich nutzen und euch so schneller das Zeitliche segnen lassen, als euch lieb ist. Passt also vor allem bei den Bosskämpfen auch, die richtige Party mitzunehmen oder euch richtig vorzubereiten.

Eure Mitstreiter*innen haben nämlich allesamt eigene Personas, die ihnen im Kampf zur Seite stehen und können diese, anders als ihr selbst, nicht wechseln. So kann etwa Yukari die Persona Io beschwören, die Wind- und Heilzauber im Repertoire hat, dadurch aber anfällig gegen Blitz-Attacken ist. Ihr selbst könnt eure Personas beliebig wechseln und diese wie gewohnt fusionieren und sie mit bestimmten Methoden verbessern bzw. ihnen neue Zauber beibringen. Dabei hilft euch wie immer Igor und der Velvet Room. Dort habt ihr die Möglichkeit neue Personas zu erschaffen und könnt gleichzeitig euer Kompendium füllen. Außerdem wartet dort auch, je nachdem ob ihr einen Jungen oder ein Mädchen spielt, Elizabeth oder Theodore auf euch. Bei beiden könnt ihr euch Nebenquests abholen, die entweder immer erledigt werden können oder eine Deadline haben, bis zu der ihr die Aufgabe erfüllen müsst. Das reicht dann von "Erschaffe Persona X mit Zauber Y", über "Finde ein bestimmtes Item" bis hin zu "Bring mir bitte Udon Nudeln". Ihr seht, es gibt also genug zu tun in Persona 3.

Die Protagonistin beschwört ihre Persona in Persona 3 Portable von ATLUS
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass sich die Figuren in den Kopf schießen, um ihre Personas zu beschwören?

Persona 3 Portable hat im Vergleich zum Original und Persona 3 FES auf der PlayStation 2 einige Verbesserungen mit sich gebracht, vor allem im Gameplay. Zum einen ist es die einzige Version, in der ihr die weibliche Protagonistin auswählen könnt und damit einen Haufen neue Social Links bekommt. Zum anderen könnt ihr einstellen, dass eure Party-Mitglieder nicht von selbst ihre Attacken und Zauber ausführen, sondern ihr aktiv bestimmen könnt, was diese im Kampf machen. Und glaubt mir wenn ich euch sage, dass das euer Leben ordentlich verbessern wird. Portable hat aber leider nicht nur Vorteile. Da das Spiel ursprünglich für die PSP erschien, wird euch die Handlung in Form von Charakter-Porträts und Textboxen präsentiert, von denen unwichtige nicht immer synchronisiert werden. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man eventuell die Extra-Meile geht und die animierten Figuren aus FES mit ins Spiel bringt. Das wäre zwar sicher keine leichte Aufgabe gewesen, dennoch ist es etwas schade auf modernen Plattformen so viel animierten Content, der ja schon seit 2007 exisitiert, nicht zu sehen. Ansonsten ist die Aufmachung aber wie immer richtig schön und auch der Soundtrack hat es wieder geschafft mein Herz zu erobern. Nicht nur ein Song daraus hat es auf meine persönliche Playlist geschafft.

"Persona 3 Portable ist auch 2023 nicht nur eine Reise wert, sondern ein wichtiger Teil der Serie, bei dem man schon viele Ideen finden kann, die auch im aktuellsten Teil noch wichtiger Bestandteil des Spiels sind."

Ich bin echt froh, dass sich ATLUS dazu entschieden hat neben Persona 4 Golden, das ja bereits für PC erschienen ist, aber nun auch auf Xbox, Switch und PlayStation gespielt werden kann, auch Persona 3 Portable für die aktuellen Plattformen zu portieren. Trotz der schmerzlich vermissten Inhalte aus FES macht das Spiel einfach wahnsinnig viel Spaß und der Gameplay-Loop aus Schule, Socializing und Dungeon Crawling hat mich einfach direkt in seinen Bann gezogen. Für viele Persona 5-Spieler*innen könnte die ganze Tartarus-Aufmachung eventuell zu sehr Shin Megami Tensei sein, ich persönlich hatte damit aber unglaublich viel Spaß und habe Stunden damit verbracht mich wieder und wieder durch die Stockwerke zu kämpfen, um am Ende sogar den Reaper besiegen zu können. Persona 3 Portable ist auch 2023 nicht nur eine Reise wert, sondern ein wichtiger Teil der Serie, bei dem man schon viele Ideen finden kann, die auch im aktuellsten Teil noch wichtiger Bestandteil des Spiels sind. Sollte irgendwann - wie es aktuelle Gerüchte besagen - wirklich ein Remake davon erscheinen, werde ich das auf jeden Fall auch noch einmal spielen. Denn genug gekriegt hab ich von der ganzen SEES-Truppe noch lange nicht.

Wertung zu Persona 3 Portable von ATLUS
4,5 von 5 Party-Mitgliedern.