Von Miggi
Es gibt Spiele, die man spielt, weil man Fan der Serie ist. Manchmal kauft man sich ein Spiel, weil es gerade im Sale ist und hat unfassbar viel Spaß damit. Und auf andere Spiele wartet man unglaublich lange, um dann eventuell sogar noch enttäuscht zu werden. Und manche Spiele sieht man und ist auf den ersten Blick verliebt in den Stil, wartet ungeduldig auf den Release und wenn man Glück hat, konnte man im Vorfeld eventuell sogar schon Hand an eine Demo anlegen - so ging es mir mit Minute of Islands. Im Rahmen der devcom 2019 durfte ich eine noch frühe Vorab-Version des Titels anspielen, die später auch in der Indie Arena Booth spielbar war, ein bisschen mit dem Game Director Anjn Anhut quatschen und war schon damals schnell verzaubert und vor allem überzeugt, dass dieses Spiel wahnsinnig viel Potenzial hat.
Im Story-fokussierten Plattformer vom Deutsch Entwickler*innen-Team Studio Fizbin, das einige von euch wahrscheinlich durch The Inner World kennen dürften, übernehmt ihr die Kontrolle über die Tüftlerin Mo, die mit ihrer Familie auf einer idyllischen Inselgruppe lebt. Diese wurde früher von geheimnisumwobenen Riesen bevölkert und muss nun von Maschinen sauber gehalten werden, da Pilzsporen die Luft lebensgefährlich verschmutzen. Dazu hat Mo den mächtigen Omni-Switch als Werkzeug und muss sich zu Beginn des Spiels auf den Weg machen, die ausgefallenen Maschinen wieder zu aktivieren. Ihre Reise wird im Laufe des Spiels aber wesentlich persönlicher, als ich anfangs erwartet hatte und nimmt am Weg ungeahnte Tiefen an. Da die Geschichte in Minute of Islands stark im Mittelpunkt steht, werde ich natürlich an dieser Stelle nichts spoilern. Ihr könnt aber auf jeden Fall eine emotionale Reise erwarten.
Ein weiterer großer Pluspunkt von Minute of Islands ist die wunderschöne Optik des Spiels. Jede Insel, die ihr bereist, hat einen ganz eigenen Stil und strotzt voller kleiner Details. Der handgezeichnete Comic-Look des Spiels hat mich schon bei der ersten Demo direkt in seinen Bann gezogen und wird über die gesamte Spieldauer, von ungefähr fünf bis sechs Stunden, absolut nicht eintönig. Im Gegenteil - überall gibt es Kleinigkeiten in eurer Umwelt zu entdecken, wofür euch das Spiel zwar nicht unbedingt belohnt, was aber sehr stark zum Worldbuilding beiträgt. Quer über die verschiedenen Inseln verteilt könnt ihr als eine Art Collectible verschiedene Erinnerungen von Mo finden. Diese vertiefen euren Einblick in die Story und werden wie auch der Rest der Story von einer Erzählerin vertont, die von der Schauspielerin Megan Gay vertont wurde.
Passend zum handgezeichneten Look erlebt ihr das gesamte Spiel aus einer zweidimensionalen Ansicht. Gibt es in einem Abschnitt mehrere Ebenen in der Welt, geht Mo selbstständig hinter Objekten vorbei. So bewegt ihr euch auf einem relativ linearem Pfad entweder nach links oder rechts und könnt durch Springen und Klettern auch nach oben und unten. Schwierige Plattforming-Passagen wie in Celeste oder Hollow Knight müsst ihr hier aber nicht erwarten. Auch richtige Gegner*innen gibt es nicht. Minute of Islands konzentriert sich hier lieber auf die Story und Atmosphäre und ein paar Rätsel, anstatt euch mit harten Sprungpassagen herauszufordern.
Diese Rätsel hätten aber für meinen Geschmack ruhig noch ein bisschen ausgereifter bzw. kniffliger sein dürfen. Eine richtige Herausforderung gab es in dem Spiel bis auf das Finden aller Erinnerungen nicht wirklich. Durch das zwar sehr atmosphärische aber auch (vor allem anfangs) eher langsame Erzähltempo des Spiels, fiel es mir zu Beginn schwer am Spiel länger dran zu bleiben. Erst als das Spiel und die Geschichte im zweiten Kapitel immer mehr Fahrt aufnahmen, war ich motivierter. Hätte es da zumindest auf Seiten des Gameplays noch etwas mehr Herausforderung gegeben, hätte man das etwas aufwiegen können. Ich verstehe, dass die Entwickler*innen den Fokus hier vermutlich nicht von der Story abwenden wollten, hätte mir aber als Plattformer- und Rätsel-Fan doch etwas mehr Schwierigkeit bei beidem gewünscht. Gerne auch mit individuellem Schwierigkeitsgrad oder Hilfestellungen, um das Spiel so zugänglich wie möglich zu machen. Nicht, dass hier jemand denkt, ich möchte Dark Souls daraus machen.
"Durch die professionelle Vertonung von Megan Gay, der handgezeichneten Optik und dem wunderschönen Artstil hat Minute of Islands vor allem eins - zauberhafte Atmosphäre."
Durch die professionelle Vertonung von Megan Gay, der handgezeichneten Optik und dem wunderschönen Artstil hat Minute of Islands vor allem eins - zauberhafte Atmosphäre. Ich hatte super viel Spaß daran jede Insel möglichst genau zu untersuchen, die Erinnerungen von Mo zu finden, die teilweise echt gut versteckt sind und mich von der Geschichte mitziehen zu lassen. Das hat zwar leider ein bisschen länger gedauert, als gehofft, aber als der Stein ins Rollen kam, war ich Feuer und Flamme herauszufinden, wie die Story endet. Die Rätsel sind nicht wirklich schwierig und auch das Gameplay fordert nicht wirklich großartig viel Können eurerseits. Habt ihr damit kein Problem steht ein paar schönen Stunden mit Minute of Islands aber eigentlich nichts im Weg. Und die hatte ich auf jeden Fall.