Like a Dragon: Infinite Wealth

   Von Miggi

Titelbild zu Like A Dragon: Infinite Wealth von SEGA und Ryu Ga Gotoku Studio

Irgendwie absurd, dass es schon wieder 4 Jahre her ist, dass Yakuza: Like A Dragon veröffentlicht wurde. Aber irgendwie ist es auch verständlich, dass sich das gar nicht so lange her anfühlt. Immerhin habe ich seitdem alles andere als Like A Dragon-Entzug gehabt: in den letzten Jahren habe ich nicht nur die neuen Releases Like A Dragon: Ishin! und vor kurzem The Man Who Erased His Name gespielt, sondern auch Yakuza Zero und den ersten Teil in der Remastered-Fassung nachgeholt. Und jetzt musste ich mir selbst eine kurze Yakuza Kiwami 2-Zwangspause auferlegen, denn mit Infinite Wealth steht der neueste Teil der Serie vor der Tür. Da kann ich leider nicht warten, bis ich irgendwann Yakuza 6 durchgespielt habe. Erstens ist Geduld absolut nicht meine Stärke und zweitens ist es sonst irgendwann 2028 oder noch später, bis ich bei Infinite Wealth angekommen bin. Ich glaube, das dauert noch eine ganze Weile, bis ich die komplette Serie durchgespielt habe. Vor allem jetzt wo ich gesehen habe, was in Teil 8 alles zu tun ist. Aber dazu kommen wir dann gleich.

Der mittlerweile achte Hauptteil der Serie setzt da an, wo Teil 7 im Jahr 2020 aufgehört hat. Aber auch ein bisschen da wo das Spin-Off im Oktober aufgehört hat. Unser noch immer recht frischer Protagonist Kasuga Ichiban erfährt nach bzw. während eines kurzen und gleichzeitig SEHR ereignisreichen Prologs den Aufenthaltsort seiner totgeglaubten Mutter, woraufhin er nach Hawaii reist. Dort angekommen kommt es, wie es in einem Spiel wie Like a Dragon: Infinite Wealth kommen muss. Er bzw. ihr verstrickt euch in eine Geschichte, die viel tiefer geht, als man es sich im ersten Moment denkt. Außerdem trifft Kasuga dort unseren alten Bekannten Kiryu Kazuma, dessen Abstecher auf den Inselstaat schon im Spin-Off-Titel angeteased wurde. Die beiden tun sich zusammen und relativ schnell könnt ihr nicht nur eine neue Map erkunden, sondern wie es sich für einen Like a Dragon-Titel gehört, vor allem eines: in der neuen Location unendlich viel Side-Stories, Minigames und anderen Zeitvertreib finden.

Kasuga Ichiban schlägt einen Gegner KO in Like A Dragon: Infinite Wealth von SEGA und Ryu Ga Gotoku Studio
In den Kampf geht es diesmal stilecht im Hawaii-Hemd.

Unendlich ist dabei aber nicht nur ein Witz wegen des Logos, sondern fühlt sich tatsächlich genau so an. Ja, die Serie war schon immer bekannt dafür viele und auch teils sehr absurde Mini-Spiele mit einzubauen, was hier geboten wird, ist aber nie enden wollend und bietet Spielspaß für unzählbare Stunden. Neben bekannten Klassikern wie Karaoke, Mahjong, Dart oder alten Arcade-Games wie Virtua Fighter und SEGA Bass Fishing kommen noch etliche neue Zeitgräber hinzu. Crazy Delivery ist ein voll ausgebauter Crazy Taxi-Klon, der euch auf dem Fahrrad Essen ausliefern lässt und in dem ich direkt sehr viele Runden gedreht habe. Mit den Sujimon Battles bekommen wir ein Pokémon-like in dem man "Monster" fangen und gegeneinander antreten lassen kann, inklusive Suji-Stops und Arena-Kämpfen. Miss Match ist eine Tinder-Simulation in der ihr Kasuga ein Dating-Profil anlegen und ihm beim Texting helfen müsst und dann wäre da natürlich noch das Highlight, das eigentlich schon eine eigene Review verdient hat: Dondoko Island.

 

Das ist im Grunde wie Animal Crossing, nur besser bzw. mit der gewissen Prise Like a Dragon-Absurdität oben drauf. Durch Umstände, auf die ich hier jetzt nicht näher eingehen will, landet ihr auf einer beinahe verlassenen Ferien-Insel, die über die Zeit an Popularität verloren hat. Und weil Kasuga zufällig gerade Zeit hat, setzt er es sich zur Aufgabe den beiden Maskottchen und ihrem Chef zu helfen das Resort wieder zu altem Glanz zu führen. Dazu sammelt ihr Ressourcen wie Holz und Steine, baut DIY-Rezepte nach, die ihr dann direkt auf der Insel platzieren könnt, um die Wertung derer zu steigern. Um Geld zu verdienen, ladet ihr dann Urlauber*innen zu euch ein und müsst versuchen diesen einen möglichst schönen Aufenthalt zu bescheren. Und das ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs. Ich glaube um das ganze Ausmaß dieses "Mini"-Spiels einzufangen hat Dondoko Island nicht nur eine eigene Review verdient, sondern sollte diese auch bekommen. So viel sei aber gesagt - sollte irgendwann ein Standalone-Game kommen, hole ich mir das direkt zu Release!

Kasuga Ichiban liefert Essen in Crazy Deliver aus in Like A Dragon: Infinite Wealth von SEGA und Ryu Ga Gotoku Studio
Ihr wollt gar nicht wissen, wie viel Zeit ich mit Crazy Delivery verbracht habe.

Natürlich gibt es aber auch abseits der Mini-Spiele genug Gründe Like a Dragon: Infinite Wealth zu spielen, zum Beispiel die Kämpfe. Wie schon im Vorgänger finden diese auch in diesem Teil wieder rundenbasiert statt, wobei ihr Teile der Kämpfe in Echtzeit beeinflussen könnt. Je nachdem wo ihr eure Figur in deren Bewegungsradius platziert, könnt ihr bei Angriffen einen Schadensbonus erhalten und euer Gegenüber durch eure Angriffe auch in andere Gegner schubsen, die dann ebenfalls Schaden nehmen. Je nach Jobklasse stehen eurer Figur verschiedene Waffen zur Verfügung und neben der Standard-Attacke habt ihr auch verschiedene Zauber zur Verfügung, mit denen ihr angreifen, oder aber auch euch und eure Party buffen bzw. den Gegnern negative Statuseigenschaften geben könnt. Je mehr ihr davon lernt, desto effektiver könnt ihr eure Kämpfe gestalten und auf Schwächen der Gegner eingehen.

 

Diese bewegen sich stets sichtbar über die Weltkarte, ihr könnt einem Kampf also auch aktiv aus dem Weg gehen, solltet ihr z.B. gerade auf dem Weg zu einem Restaurant sein, um euch zu heilen. Besonders starke Feinde sind mit einer goldenen Krone gekennzeichnet und bringen euch nicht nur viele Erfahrungspunkte, sondern meistens auch noch besonders seltene Items. Eine Hilfestellung, die euch das Spiel für diese schweren Kämpfe an die Hand bzw. als App ins Smartphone gibt, sind die Poundmates. Manche von euch erinnern sich vielleicht an den Flusskrebs Nancy, den Staubsaugerroboter Sojimaru oder auch Gary Buster Holmes. Diese Summons kehren auch in diesem Teil wieder zurück und können für Geld im Kampf gerufen werden, um euch das (Über-)Leben leichter zu machen.

Kasuga Ichiban und seine Party kämpfen gegen einen Riesenhai in Like A Dragon: Infinite Wealth von SEGA und Ryu Ga Gotoku Studio
In jedem anderen Spiel ein WTF-Moment, in Like a Dragon: Infinite Wealth ein ganz normaler Dienstag.

Ausstatten könnt ihr eure Party dabei aber nicht nur mit verschiedenen Job-Klassen, die ihr nach und nach freischaltet und die jeweils verschiedene Zauber und Ausrüstung mit sich bringen, sondern auch mit diversen Waffen und defensiver Ausrüstung. Während ihr Rüstungsgegenstände hauptsächlich in den über die Map verteilten Shops kauft oder in besonderen Safes findet, könnt ihr die Waffen in einer speziellen Werkstatt gegen Geld und Material weiter aufleveln und sogar umbauen. So bekommt Kasugas Helden-Baseballschläger etwa schnell einmal extra Spikes und Blitzelementarkraft zusätzlich und ihr habt sogar die Möglichkeit besondere Edelsteine einzusetzen, die verschiedene Aspekte, wie etwa den magischen Schaden oder die kritische Trefferrate noch weiter verbessern.

 

Neben den vielen Mini-Games und dem, nennen wir es einfach einmal Like a Dragon-Chaos, wurde also das Kampf- und RPG-System definitiv nicht außer acht gelassen wurde. Im Gegenteil, im Vergleich zum Vorgänger wurde hier noch an einigen Schrauben weiter gedreht und es macht richtig viel Spaß alle möglichen Kämpfe mitzunehmen. Generell hat mich Like a Dragon: Infinite Wealth in einen richtigen Strudel aus handfesten RPG-Mechaniken gezogen, der vom Rest absolut nicht überstrahlt wurde. Und da zählt auch die Party dazu, mit der Kasuga unterwegs ist. Insgesamt könnt ihr bis zu 3 eurer Mitstreiter*innen in eurer Party mitnehmen, diese später auch durchtauschen und stärkt durch verschiedene Events und Gespräche auf eurer Reise auch die Bindung zu ihnen. Ich bin ja generell ein großer Fan vom RPG-Party-System und muss sagen, dass der achte Teil der Like a Dragon-Reihe diese Verbundenheit und die gemeinsame Reise einfach perfekt in die Spielmechanik eingebaut hat.

Kasuga Ichiban kämpft gegen Dwight Méndez in Like A Dragon: Infinite Wealth von SEGA und Ryu Ga Gotoku Studio
Und falls das alles noch nicht genug Argumente fürs Spiel sind: Machete ist auch dabei!

Einen Strich durch die perfekte Rechnung könnte Like a Dragon: Infinite Wealth jetzt ja eigentlich nur noch die Technik machen. Aber auch hier glänzt das Spiel mit gewohnt aufwändigen Charaktermodellen bei den Hauptfiguren, einer belebten Spielwelt und einem Haufen kleiner Details, von denen ich vermutlich selbst nicht alle gesehen habe, oder jemals sehen werde. Optisch sieht der Titel von Ryu Ga Gotoku Studio auf jeden Fall wunderschön aus - seien es jetzt die düsteren Straßen von Yokohama oder das farbenfrohe Inselparadies von Honolulu City. Vergesst hierbei aber auf jeden Fall nicht HDR in den Einstellungen zu aktiveren. Und auch die Performance hat mir keinen Grund zu meckern geboten. Alles läuft flüssig und ich hatte während meiner ganzen Spielzeit - und das war eine Menge - keinen einzigen Absturz oder sonstiges. Hier muss man echt den Hut ziehen, selten habe ich direkt zu bzw. vor Release ein Spiel gespielt, das ohne Patches so sauber und problemfrei lief.

"Like a Dragon: Infinite Wealth ist das spielgewordene Gift that keeps on giving. das Spiel schafft es eine emotional mitreißende Story zu erzählen, verpackt in eine Mischung aus rundenbasierten RPG-Kämpfen und einer unendlich anmaßenden Zahl an verdammt guten Minispielen."

So wie das Spiel selbst unendlich Möglichkeiten bietet, sich die Zeit zu vertreiben, könnt ich vermutlich noch stundenlang weiter darüber sprechen bzw. etliche Absätze mehr füllen. Ich möchte euch aber auch nicht alles vorweg nehmen und glaubt mir, selbst nach dieser ausführlichen Review gibt es immer noch verdammt viel zu entdecken, das ich hier einfach nicht unterbringen konnte. Oder wollte. Denn das Entdecken und sich in der Spielwelt fallen zu lassen ist für mich essenzieller Bestandteil der Faszination, die das Spiel auf mich ausübt. Like a Dragon: Infinite Wealth ist das spielgewordene Gift that keeps on giving. Das Spiel schafft es eine emotional mitreißende Story zu erzählen, verpackt in eine Mischung aus rundenbasierten RPG-Kämpfen und einer unendlich anmaßenden Zahl an verdammt guten Minispielen. Ich habe selten so viel Zeit in ein Spiel gesteckt, während ich gleichzeitig so viel gesehen habe, ohne alles zu sehen. An jeder Ecke wartet eine neue Überraschung, Spielmechanik oder Neuerung und ich kann einfach nur meinen Hut ziehen vor diesem Spiel. Ganz großes Kino.

Wertung zu Like A Dragon: Infinite Wealth von SEGA und Ryu Ga Gotoku Studio
5 von 5 Tauriner.