Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name

   Von Miggi

Titelbild zu Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name von Ryu Ga Gotoku Studio und Sega

Meine Liebe zum Yakuza bzw. Like A Dragon-Franchise ist ja um ehrlich zu sein immer noch eine sehr frische und auch meine Reihenfolge vermutlich eine etwas unkonventionelle. Zum Launch der Xbox Series X habe ich 2020 mit Yakuza: Like a Dragon das erste Mal ein Spiel der Reihe durchgespielt, nachdem ich davor nur Yakuza 0 einmal kurz angespielt habe, aber irgendwie nicht dran geblieben bin.  Der siebte Teil hatte mich aber direkt komplett vereinnahmt und ich habe danach noch einmal mit dem Prequel gestartet und bin aktuell mitten in Yakuza Kiwami 2. Und obwohl mir mit den restlichen Teilen noch eine Mammut-Aufgabe bevorsteht und ich noch einen weiten Weg vor mir habe, macht mich das Franchise einfach wahnsinnig glücklich und die verschiedenen Charaktere sind mir richtig ans Herz gewachsen. Warum das so lange gedauert hat, kann ich mir mittlerweile selbst nicht mehr erklären. Mit Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name ist jetzt allerdings ein Story-Puzzlestück erschienen, dem ich kurz Vorrang gewähren musste, bevor ich mit Kiwami 2 weitermache.

Das Spin-Off mit dem langen Titel gibt Spieler*innen erneut die Kontrolle über einen alten Bekannten und zwar den Protagonisten der ersten sechs Teile Kazuma Kiryu. Die Geschichte spielt dabei zwischen Yakuza 6: The Song of Life und siebten Teil bzw. teilweise auch parallel zu Yakuza: Like a Dragon und gewährt uns Einblicke, was er unter seinem Alias Joryu in dieser Zeit eigentlich getrieben hat und am Ende auch wie seine Rolle im kommenden achten Teil Like a Dragon: Infinite Wealth zustande gekommen ist. Wer den Trailer dazu gesehen hat, weiß was ich meine. Zum Schutz seiner Familie hat "Joryu" nämlich seinen eigenen Tod vorgetäuscht und ist daraufhin untergetaucht. Dass das nicht zu 100% gut geht und eher zum Scheitern verurteilt ist, war natürlich zu erwarten und in seiner Funktion als Geheimagent der Daidoji Fraktion wird er früher oder später (und damit meine ich zu Beginn des Spiels) in einen Konflikt gezogen, der ab dem Tutorial quasi in eure Hände gelegt wird. Und damit sei an dieser Stelle auch alles zur Story verraten, den Rest müsst ihr euch dann selbst erspielen. Aber wer die Reihe kennt, weiß, was einen erwartet: Intrigen, bekannte Gesichter und ein Haufen Nebenquests und absurde Minispiele, mit denen man sich die Zeit vertreiben kann.

Eine Straße mit Shops in Sotenbori, Osaka in Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name von Ryu Ga Gotoku Studio und Sega
Good old Sotenbori, schön wieder hier zu sein.

Nachdem sich die Hauptserie mit dem siebten Teil anders als seine Vorgänger zu einem rundenbasierten RPG gemausert hat, kehrt das neue Spin-Off Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name, wie schon die bisherigen Teile mit Kazuma Kiryu in der Hauptrolle, wieder zu seinen Echtzeitkampf-Wurzeln zurück. Das heißt ihr könnt wieder in den Straßen Ōsakas Leuten aufs Maul hauen, ohne euch dabei Gedanken um den Rest eurer Party oder sonstiges Gedanken machen zu müssen. Dazu gibt euch das Spiel einen von 2 Kampfstilen zur Hand - oder Faust - mit denen ihr ordentlich Aufräumen könnt. Zum einen hat Joryu den Yakuza-Style, der nicht wirklich neu ist. Franchise-Veteranen werden sich damit also direkt wohl fühlen und ich habe den Stil auch wesentlich öfter benutzt als den zweiten. Er bietet eine gute Balance aus Geschwindigkeit und Kraft, mit einem leichten Überhang zur Kraft und kommt mit einigen Spezialattacken, die ihr mit aufgefüllter Heat-Leiste aktivieren könnt. Um davon im Laufe des Spiels mehr freizuschalten oder eure Kraft & Gesundheit zu erhöhen, könnt ihr euer hart verdientes Geld in einem Skill-Tree investieren.

 

Neu hinzugekommen im Spin-Off ist der Agenten-Stil, den es so bisher in keinem Spiel der Serie gab. Mit diesem haut ihr zwar nicht ganz so kräftig zu, habt dafür allerdings eine Auswahl an verschiedenen Gadgets, die ihr im Kampf einsetzen könnt. Gleich zu Beginn gibt euch das Spiel hier eine Art Spider-Man-Seil, mit dem ihr Feinde greifen und durch die Luft wirbeln könnt. Im weiteren Verlauf der Geschichte erhaltet ihr außerdem noch Drohnen und in eure Schuhe eingebaute Booster. Die Drohnen können gerufen und auf eure Feinde losgelassen werden, während ihr mit den Boostern in einem Affenzahn über das Schlachtfeld flitzen könnt. Das ist zum einen praktisch um schnell an Gegner heranzukommen, aber auch Feinde, die sich euch in den Weg stellen, werden davon weggeschleudert. Natürlich habt ihr auch hier die Möglichkeit eure Fähigkeiten mit Geld und Akame-Punkten zu verbessern und neue Moves zu kaufen. Insgesamt gibt es 4 Skill-Trees, einen für jeden Kampfstil und zwei, die generell immer zum Einsatz kommen.

Kazuma Kiryu benutzt sein Agenten Gadget in Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name von Ryu Ga Gotoku Studio und Sega
Spider-Man, bist du's?

Wer schon einmal einen der diversen Yakuza/Like A Dragon-Teile gespielt hat, weiß natürlich, dass Nebenquests bzw. Substories und auch Minispiele ein nicht unwesentlicher Teil der Spielerfahrung sind. Das gilt sowohl für die Hauptserie, als auch für Spin-Offs wie etwa Like a Dragon: Ishin! und natürlich lässt euch in dieser Hinsicht auch der neueste Eintrag der Serie nicht im Regen stehen. Wobei Substories diesmal etwas anders organisiert sind, als es sonst der Fall war. Ihr trefft in Sotenbori nämlich auf die Informationsbrokerin Akame, die ein geheimes Netzwerk betreibt, das u.a. dazu dienen soll, Obdachlose in der Stadt zu beschützen. In ihrem Büro, das gleichzeitig auch eine Art Basis für euch darstellt, könnt ihr von ihr jederzeit Aufträge entgegen nehmen und die wichtigeren davon lassen sich mit den Substories vergleichen, die man sonst in der Spielwelt findet. Auf der Karte erscheinen außerdem immer wieder Ausrufe-Zeichen, die euch anzeigen, dass jemand in der Stadt eure Hilfe braucht. Das sind dann meist kleinere Erledigungen, bei denen ein NPC ein bestimmtes Item oder Foto haben will, oder kurze Kämpfe, die beide nicht unbedingt viel Backstory haben.

 

Ein weiterer Bereich, der sicher einiges eurer Spielzeit in Anspruch nehmen wird, ist die Arena. In Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name könnt ihr nämlich auf ein Container-Schiff namens "The Castle", auf dem die Schönen und Reichen ihren Luxus in der unschönsten Form ausleben: Casinos, ein Hostess-Club und natürlich - wie soll es anders sein - eine Kampfarena, in der der Pöbel um Leben und Tod kämpft. Hier kann sich aber nicht nur der Pöbel anmelden, sondern auch Joryu und dort entweder alleine oder mitsamt seines Joryu-Clans in verschiedenen Kämpfen antreten. Diese sind von Bronze bis Platin sortiert und am Schluss hat die Arena eine eigene Substory, die gar nicht mal so einfach ist. Hier musste ich wirklich meine stärksten Einheiten komplett aufleveln, um die letzten Kämpfe zu schaffen. Als Belohnung winkt dafür aber auch ein Haufen Geld, es lohnt sich also definitiv etwas Zeit in diese Kämpfe zu investieren. Wer Lust hat, kann sich bzw. Joryu in der Boutique auch neu einkleiden, was mir tatsächlich dann mehr Spaß gemacht hat, als ich erst dachte. Und natürlich könnt ihr euch auch mit diversen Minigames eure Zeit vertreiben: Golf, Karaoke, Pocket Circuit, Shogi, Mahjong, Arcade Games oder sogar Sega Master System Spiele - wer Bock hat, kann hier gut und gerne 20 Stunden oder mehr alleine damit verbringen.

Das Container-Schiff "The Castle" in Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name von Ryu Ga Gotoku Studio und Sega
Kapitalismus at its finest - The Castle.

Ihr seht es ja eventuell schon in den Screenshots, aber um es auch noch einmal verschriftlicht zu haben: Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name sieht echt verdammt hübsch aus. Vor allem der neue Bereich im Castle sieht mit seinen bunten Lichtern und Feuerwerk einfach nur irre gut aus und mit aktiviertem HDR hat man hier einfach ein knalliges, knallbuntes Farbenmeer, das einem die Augen rausspringen lässt. Smart wie das Studio ist, hat es aber für das Spin-Off wieder einmal bekannte Schauplätze wie eben Sotenbori gewählt, wodurch das Spiel, das eigentlich nicht als eigenständiger Titel, sondern als Interlude zum achten Teil geplant war, in kürzester Zeit entwickelt werden konnte. Der Qualität tut das allerdings überhaupt keinen Abbruch: Das Spiel sieht nicht nur gut, sondern spielt sich auch flüssig und ich hatte in meinen 30 Stunden Spielzeit keinerlei Abstürze, Bugs oder sonstige störende Erfahrungen. Hut ab für diese Effizienz und gleichzeitig hohe Qualität.

"Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name ist die perfekte Einstimmung auf Infinite Wealth nächstes Jahr, das Echtzeitkampfsystem funktioniert immer noch hervorragend und macht viel Spaß und auf der aktuellen Hardware sieht Sotenbori so gut aus wie noch nie."

Nachdem ich auf der gamescom dieses Jahr schon einen ersten Blick ins Spiel werfen durfte und dann vor einem Monat beim RGG Summit noch neues Material gezeigt wurde, war ich langsam richtig in Stimmung für mehr Like a Dragon. Und diese Stimmung hat dieses Spin-Off nur weiter angefeuert - Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name ist die perfekte Einstimmung auf Infinite Wealth nächstes Jahr, das Echtzeitkampfsystem funktioniert immer noch hervorragend und macht viel Spaß und auf der aktuellen Hardware sieht Sotenbori so gut aus wie noch nie. Ich hatte verdammt viel Spaß während meiner Zeit im digitalen Ōsaka und würde sofort wieder 30+ Stunden in das Spiel investieren. No Regrets. Natürlich muss man aber auch Fan der Serie sein, denn auch wenn man das Spiel ohne Vorwissen genießen kann, empfiehlt es sich doch die Vorgänger gespielt oder zumindest einmal gesehen zu haben. Ansonsten fehlt einem in bestimmten Situationen einfach das Vorwissen, oder bestimmte Easter Eggs und NPCs zünden einfach nicht so sehr. Wer jetzt Bock auf das Spiel bekommen hat, sich aber immer noch nicht ganz sicher ist, kann über den Xbox Game Pass mal reinschauen und Fans der Serie haben vermutlich sowieso schon vorbestellt. Aber lasst euch so oder so gesagt sein - mit Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name macht ihr nichts falsch.

Wertung zu Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name von Ryu Ga Gotoku Studio und Sega
4,5 von 5 Joryus.