FIFA 20

   Von Miggi

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Da sind wir wieder. Ein Jahr später. Einige Monate sind ins Land gezogen und wieder finden wir uns im sich anbahnenden Herbst auf unseren Couchen ein. Die ganz großen Spiele-Highlights des Jahres warten schon am Horizont auf uns, bereit um das Weihnachtsgeschäft der Firmen so richtig anzukurbeln. Und wir versuchen uns alle möglichst viel Zeit freizuschaufeln, um unsere Freizeit in die verschiedenen Titel stecken zu können. Aber wartet mal. Bevor es so weit ist, brauchen wir doch noch was, das das alles ein bisschen auflockert. Etwas, das wir immer wieder mal zwischendurch anwerfen können, das uns nicht mit einer überlangen Story überrumpelt, sondern, das wir auch einfach mal nach der Arbeit ein bisschen spielen können, wenn unser Kopf sowieso schon voll mit Infos ist. Und auch etwas, was man mit seinen Freunden an einem netten Abend spielen kann, an dem man sich eigentlich lieber mit genau denen unterhält und nicht die volle Konzentration auf den Bildschirm gerichtet ist. Zumindest von Zeit zu Zeit. Was ein Glück, dass uns EA Sports mit FIFA 20 wie jedes Jahr genau das bietet. Und wie jedes Jahr muss sich FIFA wieder der Frage stellen - lohnt sich der Kauf, wenn ich den Titel aus dem Vorjahr doch noch regelmäßig spiele?

Trotz dem großen "Ende" des Story-Mode The Journey hat FIFA 19 letztes Jahr nicht so viel neues geboten, wie man es sich vielleicht gewünscht hätte. Der Story-Modus war zwar wieder gut erzählt, hat mich unterhalten und ich hatte auch Spaß mit dem restlichen Spiel, aber zugegebenermaßen hätte im Nachhinein dem Ganzen etwas Neuerung und frischer Wind ganz gut getan. Und ich darf euch zu Beginn gleich mal die guten Nachrichten überbringen: FIFA 20 will genau das schaffen. Also nicht als leeres Entwickler*innen-Versprechen jetzt, die sagen das vermutlich jedes Jahr, sondern eher als Neuausrichtung. Da die Geschichte rund um Alex Hunter und Co. ein zufriedenstellendes Ende gefunden hat, hat man sich im neuesten Ableger der Reihe dazu entschieden, den VOLTA Football-Modus einzuführen. Der bringt nicht nur ein Feature zurück, dass sich Fans schon lange gewünscht haben - Hallen-/Street-Fußball - sondern hat auch eine Story spendiert bekommen.

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Paris. La Tour Eiffel. Fromage. Vin. Stadt der ... FUSSBALL!!!

Fangen wir doch also direkt mal mit der größten Neuerung, VOLTA Football, an. In diesem Modus treten Dreier- oder Fünfer-Teams gegeneinander an. Cool: Frauen und Männer werden hier nicht in eigene Teams eingeteilt, sondern spielen gemischt. Durch das kleinere Spielfeld und das Trick-betontere Spiel läuft ein Spiel natürlich wesentlich flotter ab, als ein 90-Minuten-Match auf dem großen Feld. Es fallen mehr Tore, die Taktik ist wesentlich Trick-betonter, es wird öfter gepasst und die ganze Aufmachung drumherum ist wesentlich "cooler" als das restliche Spiel. Von der Straße für die Straße. Quasi. Im Käfig, den ihr in mehreren Städten und damit Kulissen, betretet, schirmt ihr taktisch euer kleines Tor ab, spielt über die Bande und wirbelt im Optimalfall mit ein paar Pirouetten an euren Gegenspieler*innen vorbei. Der Modus ist schnell, macht Spaß, hätte aber ein bisschen mehr Liebe verdient. Im Vergleich zu FIFA Street - ja ich weiß, das ist jetzt fast 10 Jahre her, aber lasst mich doch in Nostalgie schwelgen - wirkt der Modus zu sehr nach Beiwerk und ich persönlich hätte mir mehr erwartet. Die Story, die auch in den Fußball-Käfigen rund um den Globus stattfindet, ersetzt diesmal wie erwähnt The Journey.

 

In circa sechs bis sieben Stunden schlüpft ihr in die Haut eines Neulings, wahlweise Frau oder Mann. Großes Ziel: die WM in Brasilien. Die Figur könnt ihr selbst gestalten, in einem Charakter-Editor, den man sich in so manchem Rollenspiel wünschen würde, stattet sie mit einer sicken Frisur und vor allem freshen Klamotten aus. SWAG. Ok, ihr denkt euch jetzt wahrscheinlich, dass ich entweder einen Schlaganfall habe oder, dass ich mit meinen fast 30 Jahren einfach den Anschluss zur Jugend verloren habe. Aber eigentlich möchte ich nur sagen, dass das Image, dass FIFA 20 dem VOLTA-Modus geben will, teilweise einfach zu aufgesetzt und gewollt wirkt. Selfies und Instastories als Torjubel, Wörter aus der Sparkassenwerbung diesdas - Leute, lasst das. Ernsthaft. Die Story selbst fesselt leider nicht so sehr wie die Geschichte um die Hunters, treibt euch aber schon nett von Match zu Match und das ist scho alles ok so. Lieber eine etwas seichte Story, als Soap-Opera-artiges Story-Telling, mit künstlichen Twists. Was mich nur wirklich gestört hat, ist der Fakt, dass EA es nicht geschafft hat eine ordentliche Anzahl an Spieler*innen für den Modus zu erstellen. Schon in den ersten Matches seht ihr mehrmals Klone eurer asiatischen Mitspielerin. Und ich rede nicht nur davon, dass man das selbe Gesicht genommen hat, die Klone tragen sogar exakt das selbe Outfit. Selbe Farbe. Selber T-Shirt-Spruch. Selbes alles. Ich verstehe ja, wenn man Leute im Publikum copypastet, aber bei der Story-relevanten Teamspielerin? Puh. Muss nicht sein.

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BEFAUBEEEHEEE! BEFAUBEEEHEEE!

Zu tun gibt es in FIFA 20 aber wie immer natürlich mehr, als nur den Story-Modus zu spielen. Werfen wir also mal einen Blick in die großen Stadien dieser Welt. Hier finden wir nämlich auch die größte Stärke des Spiels und der Marke: die Spielmodi und die Lizenzen. Der Grund warum FIFA auch nach all den Jahren immer noch der absolute Platzhirsch unter Fußballfans ist. Aufgrund einiger Exklusiv-Verträge vermisst man zwar zum Beispiel Juventus Turin oder die Allianz-Arena im Spiel - letzteres entlockt mir nur ein hämisches hehehe - jedoch schickt Electronic Arts im gesamten ein imposantes Feld in die Fußballvideospiel Champions League (FBVSCL). Ja ich weiß, sperriger Name, ich feile noch daran. Keine Sorge übrigens: obwohl Juventus Turin als "Piemonte Calcio" im Spiel auftritt, sind die Spieler die richtigen. Ihr habt insgesamt die Auswahl aus über 30 Ligen - darunter mittlerweile sogar die 3. Liga aus Deutschland und neu in diesem Jahr die rumänische Liga 1 - in denen über 700 Vereine mit über 17.000 Spielern kicken. Klotzen, nicht kleckern ist hier ganz klar das Motto. Weiters behält FIFA die offizielle Lizenz der Champions League.

 

Die Vereine könnt ihr natürlich nicht nur in Einzelspielen, wahlweise alleine oder mit und gegen eure Freund*innen, antreten lassen, sondern habt die Wahl zwischen diversen Modi. Im Karrieremodus geht ihr entweder als Manager oder Spieler aufs Feld und habt hier quasi einen Story-Mode Light. Ihr durchlebt interaktive Pressekonferenzen, trainiert und kämpft euch mit eurem Team in die Champions League. Natürlich ist auch der Ultimate Team-Modus wieder mit am Start und ich sag es mal so - ich habe den Modus auch dieses Jahr wieder nicht lange genutzt. Ich habe kurz einmal reingespielt, nur um zu sehen, dass man sich hier immer noch viel zu sehr auf Echtgeld verlassen muss, um ein wettbewerbsfähiges Team zusammenstellen zu können. EA macht fast ein Drittel ihres Umsatzes im Jahr mit Ultimate Team-Käufen und ganz ehrlich - das ist nichts was ich persönlich unterstützen möchte. Das N in Mikrotransaktion steht für "Nicht mit mir". Achja und das zweite für "NEIN!".

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Mir kann niemand erzählen, dass die roten Augen im Amsterdam-Graffiti keine Absicht waren.

Mit den ganzen *hole tief Luft*  Lizenzen, Ligen, Spieler*innen, Stadien, Icons, Schuhen, Bällen, Kleidungsstücken, Accessoires und Fankurven in der Hand *atme aus* hat Electronic Arts natürlich mit der Frostbite Engine natürlich wieder versucht alles so realistisch und detailgetreu wie möglich umzusetzen. Grafisch hat sich gegenüber dem Vorgänger nicht sonderlich viel getan, die hauseigene Engine liefert aber wie gewohnt gute Ergebnisse und vermutlich werden wir erst auf der nächsten Konsolengeneration wieder merkbare Sprünge erleben. Die oben erwähnte Liste ist aber wirklich gut umgesetzt, in vielen Stadien habt ihr passende Werbeeinschaltungen, Fangesänge und Fahnen. Am wichtigsten für ein Fußballspiel ist aber natürlich die Frage, wie sich der Ball verhält. Diese ist immer noch nicht so realistisch wie bei der Konkurrenz Pro Evolution Soccer, aber wie jedes Jahr wurden kleine Feinheiten angepasst. Vor allem in den Standard-Situationen hat EA die Schrauben angezogen, sodass diese nun wesentlich gefährlicher werden können. Insgesamt spielt sich FIFA 20 mehr arcadig und weniger simulationslastig - wie seine Vorgänger - aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Und wer FIFA schon länger kennt und mag, wird auch hier nicht enttäuscht werden.

"FIFA 20 liefert Fußballfans, die keine hundertprozentige Simulation erwarten, viele Stunden Spielzeit und genau das, was man von der Reihe erwartet: Lizenzen, viele Modi und Multiplayer-Spaß. "

FIFA 20 erfüllt mit dem VOLTA Football-Modus den Wunsch vieler Fans. Auch wenn die dazu passende Story etwas seicht ist, machen die Matches Spaß, bringen euch die Mechaniken näher und der Modus selbst ist eine willkommene Abwechslung gegenüber der "großen" Bühne. FIFA 20 liefert Fußballfans, die keine hundertprozentige Simulation erwarten, viele Stunden Spielzeit und genau das, was man von der Reihe erwartet: Lizenzen, viele Modi und Multiplayer-Spaß. Die Mikrotransaktionen im Ultimate Team-Modus finde ich weiterhin nicht unterstützenswert, aber zum Glück kann man den Modus getrost außer Acht lassen und hat trotzdem noch genug Möglichkeiten etliche Stunden in das Spiel zu stecken. Der große Sprung ist mit dem neuesten Teil zwar wieder ausgeblieben, der steht uns aber vermutlich auch nächstes Jahr nicht direkt bevor, sondern wir müssen uns wahrscheinlich gedulden, bis eine neue Generation an Konsolen Einzug ins Wohnzimmer gefunden hat. Wer sehnsüchtig auf den Hallen-/Street-Modus gewartet hat und alle aktuellen Ligen und Kader haben will, wird wahrscheinlich sowieso zugreifen, der Rest entscheidet aus dem Bauch heraus, ob es Zeit für ein neues FIFA ist.

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3,5 von 5 EM 2020-Matchbällen.