Von Miggi
Nach dem Sommer, in dem ich außer Pokémon GO relativ wenig gespielt habe und dem Gamescom-Wahnsinn habe ich es wirklich stark herbeigesehnt endlich wieder ein interessantes und vor allem storylastiges Spiel spielen zu können. Bewusst habe ich seit meiner Mirror's Edge Catalyst-Review kaum einen neuen Titel auf einer Konsole gespielt. Natürlich gab es das ein oder andere Spiel, aber irgendwie wollte mich nichts so richtig fesseln. Bis auf Lego Star Wars - The Force Awakens. Aber das war im Grunde halt auch wieder "nur" ein Lego-Spiel.
Eigentlich sollte ja dann nicht Deus Ex das Spiel werden, dass mich aus dem Spiele-Tief holt - ich hatte die Hoffnung eigentlich in No Man's Sky gelegt. Das kam aber direkt während der Gamescom raus und als ich zuhause war, waren die kritischen Stimmen schon so laut, dass ich erstmal abwarte, bevor ich das Spiel zum Vollpreis kaufe. Sorry Hello Games, nichts gegen euch. Deswegen musste Plan B herhalten und - Spoiler! - Plan B war die richtige Wahl, nachdem ich von Bea einiges über No Man's Sky gehört habe.
Mankind Divided ist der direkte Nachfolger zu Deus Ex: Human Revolution, in dem Adam Jensen seine Augmentierungen bekam und...das war's mit meinem Wissen zum Vorgänger. Ich habe das Spiel sicher drei bis vier Mal angefangen, aber irgendwie hat es mich nie gepackt. Aber hey, so kenne ich zumindest den Protagonisten und das ungefähre Setting. Außerdem spendiert euch der neue Ableger der Reihe ein Filmchen in dem ihr in circa zehn Minuten auf den neuesten Stand gebracht werdet. Das Ganze ist aber nicht einmal notwendig um Mankind Divided genießen zu können und nicht nur Bahnhof zu verstehen. Hauptsache ihr wisst die Grundzüge, da reicht euch ein kurzer Blick in den Wikipedia-Eintrag genauso.
Großartig auf die Story einzugehen wäre an dieser Stelle natürlich Unfug. Nur soviel: Ihr erkundet für Interpol das futuristische Prag im Jahr 2029 und habt allerlei Aufgaben zu erledigen. Neben dem eigentlichen Handlungsstrang, gibt es natürlich einige Nebenquests und ihr dürft gerne 30 Stunden oder mehr einplanen, bis die Endcredits über euren Bildschirm laufen. Die Hauptstory hält dabei einige Überraschungen für euch bereit und ist bis zum Schluss spannend gehalten. Das interessante an den Nebenquests war für mich, dass es nicht nur die gewohnten "Bringe Objekt X zu Person Y"-Botengänge waren, sondern sie die Story um einige interessante Geschichten erweitert haben. An dieser Stelle zeigt Square Enix wieder einmal wofür der Name steht.
An der Spielmechanik hat sich seit Human Revolution nicht viel verändert. Ihr erlebt das Spiel grundsätzlich aus der Ego-Perspektive, lediglich während Gesprächen und sobald ihr in Deckung geht wechselt es in eine 3rd-Person-Ansicht. Außerdem habt ihr die freie Wahl ob ihr lieber laut durch die Gegend ballert oder den geheimen Weg nehmt und euch an den Gegnern vorbeischleicht. Da ich noch nie der Rambo-Typ war, habe ich wie immer den Stealth-Ansatz gewählt und bin damit das ganze Spiel über sehr gut gefahren. Und keine Sorge, es ist nicht so, dass ihr dann beim letzten Bosskampf blöd dasteht, weil ihr alle Skill-Punkte in Stealth und Hacken investiert habt. Auch dieser lässt sich mit diversen Taktiken gewinnen. Das hat mich sehr positiv überrascht und ich würde mich freuen, wenn mehr Spiele mir die Wahl lassen ob ich nicht vielleicht einen anderen Weg gehen möchte, als den offensichtlichen.
Und wenn wir schon bei Skill-Punkten sind - ihr sammelt für alles was ihr macht Erfahrungspunkte, die ihr in eure Augmentierungen investieren könnt. Und damit sind nicht nur abgeschlossene Aufgaben gemeint, sondern auch Luftschächte, die ihr findet oder Gespräche, die ihr führt. Der Skill-Tree ist noch umfangreicher als im Vorgänger und gibt euch die Möglichkeit euren Charakter perfekt auf eure Spielweise abzustimmen. Und zwar bis in's kleinste Detail. Das hat mich ganz am Anfang zwar etwas überfordert, aber mit der Zeit wusste ich genau, welche Augmentierung ich als nächste aufleveln wollte und welche für mich unwichtig waren.
Sollte mich jetzt jemand nach den Schwächen des Spiels fragen, hätte ich genau drei Antworten, wovon eine keine wirkliche Schwäche ist. Zum einen hat das Spiel teilweise etwas geruckelt, wenn ich durch die Bezirke von Prag gelaufen bin. Beim Gehen war es kein Problem, nur beim Sprinten kam es hin und wieder zu starken Ruckel-Passagen. Aber solange mir so etwas das Spielerlebnis nicht komplett versaut, sehe ich darüber hinweg. Das zweite waren die Wartezeiten zwischen den Bezirken Prags. Diese kann man nämlich nur per U-Bahn-Fahrt wechseln und das hätte sich doch irgendwie hübscher lösen lassen. Nach dem dritten Mal war die Szene, die über die Ladezeit hinwegtäuschen sollte doch sehr eintönig, aber gut - Zeit um ess- und trinkbares zu holen.
"Ihr seht, es gibt wenig Kritik und ich bin froh, endlich aus meinem persönlichen Sommerloch draußen zu sein."
Der letzte Schwachpunkt des Spiels war für mich, dass es nicht noch mehr Nebenquests gegeben hat. Darüber tröstet aber der Breach-Modus etwas hinweg. Darin macht ihr genau das, was ihr im Hauptspiel selbst auch macht, nur in einer digitalen Welt - also Schleichen, Hacken, Kämpfen. Aufgeteilt ist das ganze in einzelne Levels, die ihr nach und nach abarbeiten müsst. Die Geschichte dazu ist eher unwichtig, hauptsächlich Spaß werdet ihr an den einzelnen Herausforderungen haben und daran euren Charakter aufzuleveln und neue Fähigkeiten freizuschalten. Das erweitert Mankind Divided um eine nette Spielerei, erwartet aber nicht zu viel. Ihr seht, es gibt wenig Kritik und ich bin froh, endlich aus meinem persönlichen Sommerloch draußen zu sein. Danke Deus Ex! Solltest du irgendwann noch mehr Quests als DLC bekommen, dann melde dich bei mir, vielleicht können wir uns dann ja nochmal treffen.