Von Miggi
Ich weiß, dass für viele Fans da draußen Final Fantasy VII nicht nur der unbestrittene Höhepunkt der Serie ist, sondern oft auch allgemein als JRPG-Nonplusultra wahrgenommen wird. Für mich persönlich ist zwar der direkte Vorgänger um einen Tick besser, ich verstehe aber absolut warum man die Abenteuer von Cloud Strife und Co. so hoch lobt. Auch wenn ich selber das Original-Spiel nicht zu Release und generell lange nicht gespielt hatte, habe ich es irgendwann nachgeholt und auch mich hat es absolut in seinen Bann gezogen. Deshalb war ich 2020 einer von vielen, die mit sehr viel Freude Final Fantasy VII Remake gespielt haben und ohne hier jetzt zu spoilern - das Ende hat mich komplett kalt erwischt. Dass wir jetzt in Quasi-Vorbereitung auf Final Fantasy VII Rebirth, dem zweiten Teil der Remake-Trilogie, ein Remaster des PSP-Exclusives Crisis Core bekommen, ergibt nicht nur Sinn, es ist auch für viele da draußen, inklusive mir selbst, eine schöne Gelegenheit das Spiel endlich mal nachzuholen. Denn meine Reise mit Sonys Handheld-Konsole hat erst während der Pandemie so richtig begonnen und bis auf Video-Zusammenfassungen hatte ich mit Crisis Core bis vor kurzem nur wenig am Hut.
Aber falls es euch genau so geht, fangen wir mal kurz von vorne an, was ist Crisis Core eigentlich? Sorry an alle Zack-Ultras da draußen, überspringt den Absatz hier einfach. Crisis Core: Final Fantasy VII ist ein Prequel zum siebten Teil der JRPG-Reihe, das 2007 bzw. 2008 veröffentlich wurde. Ihr spielt die Geschichte als Zack Fair, SOLDAT der Spezialeinheit Shinras, der gemeinsam mit seinem Mentor Angeal trainiert, um irgendwann SOLDAT der ersten Klasse zu werden. Zu Beginn der Story verschwindet dann relativ bald der erste Klasse SOLDAT Genesis bei einer Mission in Wutai und Zack wird von Shinra gemeinsam mit Angeal und Sephiroth losgeschickt, um herauszufinden, was genau passiert ist. Und von dort an nimmt die Reise ihren Lauf, ihr trefft auf einige bekannte Gesichter und erlebt eine eng mit dem Original verwobene Prequel-Story.
Anders als in Final Fantasy VII selbst laufen die Kämpfe hier allerdings nicht rundenbasiert sondern in Echtzeit ab. Die Gegner seht ihr allerdings nicht direkt auf der Map, bis auf die Bosse des jeweiligen Gebiets, sondern sie tauchen an bestimmten Punkten "zufällig" auf. Je länger ihr spielt, desto leichter wird es euch fallen die Spawn-Punkte zu verinnerlichen. Ihr könnt euch dann als Zack frei in abgesteckten Kampfgebieten bewegen und Ausweichrollen und Attacken per Knopfdruck ausführen. Das Menü wurde dabei im Vergleich zum Original etwas vereinfacht und optisch näher an das Final Fantasy VII Remake gebracht. Dazu zählen eure Standard-Attacke mit dem Schwert, aber auch Zaubersprüche und Spezialattacken. Diese verbrauchen allerdings MP und AP, von denen ihr nicht unendlich habt und die ihr entweder mit Tränken, zwischen Missionen oder mit viel Glück durch das sogenannte DBW, die digitalen Bewusstseinswellen, wieder auffüllen könnt.
Das DBW ist ein wichtiges Tool in Crisis Core –Final Fantasy VII– Reunion. Das zufällige Roulette im linken oberen Bildschirmbereich verbraucht eure gesammelten SOLDAT-Punkte (SP), die ihr durch gewonnene Kämpfe und abgeschlossene Missionen erhaltet und dreht sich während eurer Kämpfe automatisch. Wenn ihr Glück habt fällt das Ergebnis gut aus und kann euch z.B. heilen oder im späteren Spielverlauf auch eure Summons aktivieren. Was aber eigentlich noch viel wichtiger ist - das DBW levelt auch Zack auf und zwar beim Ergebnis 777. Ja, ihr habt richtig gehört, das Aufleveln funktioniert in Crisis Core komplett zufällig und ihr könnt es nicht wirklich beeinflussen. Ihr habt lediglich die Möglichkeit die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass das gewollte Ergebnis auftaucht, aber wenn ihr Pech habt, kann das schon mal eine Weile dauern.
Wenn ihr nicht gerade am Kämpfen seid, könnt ihr entweder direkt die Story verfolgen, oder eine der insgesamt 300 Sidequests erledigen. Diese wählt ihr in einem simplen Menü an einem der Speicherpunkte aus und werdet dann direkt in das jeweilige Gebiet verfrachtet. Von dort aus sucht ihr immer auf einer der verschiedenen Maps den Boss des Gebiets und versucht am Weg dorthin nicht zu sterben. Die Neben-Missionen sind mit einer Sternewertung von Eins bis Zehn jeweils nach ihrem Schwierigkeitsgrad geranked und solltet ihr mal wo nicht weiterkommen, dann levelt Zack am besten erst ein bisschen auf. Und weil das ja wie gesagt zufällig passiert, macht auch auf jeden Fall von der Materia-Fusion Gebrauch. Denn ohne die werdet ihr die schwersten Missionen auf keinen Fall schaffen können.
Ihr könnt mit der Materia-Fusion nämlich eure Zauber- und Spezialattacken aufwerten, die ihr entweder als Belohnung für Missionen erhaltet oder zufällig in versteckten Kisten finden könnt. So wird aus Fira schnell Firaga und ihr könnt euch starke Moves wie den Goblin Punch erschaffen. Aber nicht nur eure Zauber selbst werden so stärker, ihr könnt auch die Buffs darauf verbessern, wenn ihr richtig kombiniert. Vor allem für die schwersten Missionen im Post-Game ist das unabdingbar, da ihr nur so genug HP bekommen könnt, um gewisse Attacken zu überstehen. Zusätzlich zu den Buffs auf euren Zaubersprüchen gibt es außerdem noch 4 Slots für Ausrüstungs-Gegenstände, die euch ebenfalls mit Buffs und nützlichen Effekten ausstatten.
Die auffälligste Änderung an Crisis Core –Final Fantasy VII– Reunion im Vergleich zum PSP-Original ist aber natürlich die Optik. Das Original hat mittlerweile nicht nur schon einige Jahre auf dem Buckel, sondern ist zusätzlich noch auf einer Handheld-Konsole erschienen. Umso beeindruckender finde ich es, wie Square Enix es hier geschafft hat das Spiel so hübsch auf moderne Plattformen zu bringen. Man kann hier schon fast nicht mehr von einem Remaster sprechen, so viel Arbeit wie hier wirklich reingesteckt werden musste. Die Summons haben allesamt neue Animationen erhalten, die besser zum 2020-Titel passen, die Charaktermodelle wurden ebenfalls angepasst und sogar die Synchronsprecher*innen des Remakes haben die Dialoge neu eingesprochen, um hier die selben Stimmen wie im Remake zu haben. So sieht das Spiel nicht nur echt hübsch aus und spielt sich flüssig, sondern passt einfach perfekt zur Remake-Trilogie.
"Crisis Core –Final Fantasy VII– Reunion ist ein Bilderbuch-Sequel zu einem der legendärsten JRPGs aller Zeiten und hat mich mit seinem Echtzeit-Kampfsystem komplett abgeholt."
Man muss sagen, nach Final Fantasy VII Remake ein Remaster von Crisis Core zu veröffentlichen, ist einfach ein wahnsinnig smarter Move. Nicht nur, wollen nach dem Remake bestimmt sehr viel mehr Leute das Spiel nachholen, die nie die Gelegenheit hatten das Original zu spielen, neu dazugekommen sind oder die einfach ihre Erinnerung noch mal auffrischen möchten. Gleichzeitig überbrückt der Titel perfekt die Wartezeit auf Final Fantasy VII Rebirth, das im Winter 2023 erscheinen soll. Ich jedenfalls habe mich sehr darüber gefreut, das Spiel endlich mal abseits von Videozusammenfassungen auf YouTube erleben zu können und hatte eine wahnsinnig gute Zeit damit. Crisis Core –Final Fantasy VII– Reunion ist ein Bilderbuch-Sequel zu einem der legendärsten JRPGs aller Zeiten und hat mich mit seinem Echtzeit-Kampfsystem komplett abgeholt. Die Geschichte von Zack und Co. ist spannend und punktet mit einigen emotionalen Momenten, auch wenn sie an manchen Stellen ein paar seltsame Momente hat. Aber ich glaube das gehört zu Final Fantasy auch einfach irgendwie dazu. Wer Crisis Core noch nie gespielt hat, sollte am besten zu dieser Version greifen, denn ein mehr als gelungenes Remaster, dem man zwar sein Alter an manchen Mechaniken anmerkt, das aber trotzdem auch heute noch sehr viel Spaß macht, ist das hier allemal.