Celeste

   Von Miggi

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Wer es bisher noch nicht mitbekommen hat: Ich liebe 2D-Platformer. Es war Liebe auf den ersten Blick bei mir und Sonic The Hedgehog. Ich habe sie auf meinem Sega Mega Drive gespielt, unterwegs auf meinem Gameboy mitgenommen, sie in der anfänglichen 3D-Ära schmerzlich vermisst und mit Super Meat Boy meinen heiligen Gral gefunden. Und aller aller spätestens nach Spielen wie Ori & The Blind Forest, Sonic Mania oder auch The End is Nigh wurde mir endgültig klar, dass zweidimensionale Platformer wohl nie aussterben werden. Im Gegenteil - durch die fortgeschrittene Technik von heute laufen sie nur noch flüssiger, es lassen sich noch mehr Levels und Elemente einbauen und es gibt von Jahr zu Jahr Perlen, die frischen Wind in das alte Genre bringen.

 

Celeste ist eines dieser Spiele und wurde Ende Januar von Matt Makes Games, die einige von euch sicher durch das Spiel TowerFall kennen dürften, auf allen Konsolen releast. Aufmerksam wurde ich auf den Titel, der sich bereits seit 2016 in Entwicklung befand, aber erst vor kurzem und zwar durch eine geschickt getimten Nintendo Direct am Anfang des Jahres. Zwischen anderen Highlights aus Nintendos eShop im ersten Monat 2018 versteckte sich der Trailer zu Celeste und ich wusste ab dem ersten Moment, dass dieses Spiel wie gemacht für mich sein muss. Jetzt musste nurnoch im Spiel das umgesetzt werden, was der Trailer versprach: knackiges Gameplay, schöne Optik und vor allem musste sich die Steuerung erst noch beweisen. Neben meiner absoluten Monster Hunter: World-Abhängigkeit die letzten Wochen, habe ich dann auch außer Monster Hunter und Celeste nichts anderes gespielt. Monster jagen wenn gerade mehr Zeit war, und immer wieder zwischendurch auf der Switch den Berg erklimmen. 

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Die Reinhold-Messner-Gene sind stark in Madeline.

Grafisch bietet Celeste eine Kombination aus detailliertem Pixellook und handgezeichneten Bildern, die zum Beispiel in den Dialogboxen Verwendung finden. In sieben regulären Kapiteln, die euch den Berg hochkraxeln lassen, gleicht zudem kein Gebiet dem nächsten. Das fängt bei Gebiet-spezifischen Elementen an und hört bei der generellen Gestaltung der Umgebung auf. Ihr erkundet zum Beispiel ein Geisterhaus, in dem ihr bestimmte Platformen nach dem ersten Betreten nicht mehr verwenden könnt, da eine Materie aus dem Boden tritt, die Madeline beim Berühren das Leben kostet. In einem anderen Kapitel müsst ihr euch stark nach dem Wind richten, der euch entweder daran hindert in Normalgeschwindigkeit voran zu kommen, oder euch Rückenwind gibt. All diese Elemente haben aber eines gemeinsam: sie bauen rund um den Dash auf, den Madeline ausführen kann.

 

Die Steuerung des Titels ist so simpel, wie sie sein muss, um Anfangs keine Hürde darzustellen, aber durchdacht genug, um im späteren Spielverlauf die richtige Portion Tiefe zu bieten. Ihr verfügt neben dem genannten Dash nur über die Fähigkeit an Wänden hochzuklettern bzw. einen Wandsprung zu vollziehen. Ansonsten könnt ihr nur laufen und springen. So geht die Steuerung relativ schnell in Fleisch und Blut über, ihr müsst sie aber im Laufe des Spiels perfektionieren, um den Abspann sehen zu können. Wobei - nicht ganz. Solltet ihr an bestimmten Stellen nicht weiterkommen, bietet Celeste einen Assist-Modus, in dem ihr unendlich viele Dashes besitzt. Der Dash muss nämlich im normalen Modus, sobald er das erste Mal eingesetzt wurde, wieder aufgeladen werden indem ihr Madeline festen Boden unter den Füßen bietet. Genauso rutscht ihr beim Klettern nach einem gewissen Zeitraum in die Tiefe, was zusätzlichen Zeitdruck birgt - vor allem in späteren Gebieten, in denen das Timing wirklich perfekt sitzen muss. Und mit perfekt meine ich in diesem Fall wirklich auf die Sekunde genau.

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Je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto gefährlicher werden die Levels.

Die Story des Titels wirkt zu Anfang des Spiels noch recht banal: die rothaarige Protagonistin Madeline will den titelgebenden Celeste Mountain erklimmen. Mehr erfährt man zu Beginn nicht. Für 0815-Platformer würde das Ganze auch schon als Antrieb reichen um springen und Gefahren überwinden zu wollen. Celeste bietet aber weit mehr als das - im Laufe des Spiels begegnet ihr einigen NPCs wie zum Beispiel dem Wanderer Theo, der ebenfalls auf die Spitze des Berges möchte und die Geschichte rund um Madeline gewinnt eine besondere Tiefe, mit der ich bei weitem nicht gerechnet habe. Aber nicht nur die intelligent verfassten Dialoge mit den anderen Charakteren, sondern auch der Einblick in Madelines Gefühlswelt fesselt den Spieler bis zum Ende. Um niemanden zu spoilern, werde ich auf das warum jetzt nicht ausführlich eingehen, es sei nur soviel gesagt, dass ich mich an kein Jump & Run erinnere, das eine derart emotionale Geschichte erzählt hat, die zu gewissen Teilen, sehr nah am echten Leben ist und für mich das geheime Highlight des Spiels darstellt. Zusätzlich zur normalen Geschichte dürft ihr außerdem in jedem Kapitel eine der versteckten B-Sides finden, die euch eine wesentlich schwierigere Version des Abschnitts spielen lässt, ähnlich der Dark World in Super Meat Boy.

"Nach The End Is Nigh im letzten Jahr hätte ich nicht damit gerechnet, dass so bald wieder ein Spiel dieser Art um die Ecke kommt und mich so mitreißen kann. Celeste hat mir das Gegenteil bewiesen."

Die perfekte Steuerung, die frischen Ideen, der wunderschöne Look und die smart eingebaute Dash-Mechanik - all das sind Punkte, die Celeste zu einem ausgezeichneten Platformer machen. Die Story aber ist es, die den Titel klar von anderen Vertretern des Genres abhebt und zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lässt. Nach The End Is Nigh im letzten Jahr hätte ich nicht damit gerechnet, dass so bald wieder ein Spiel dieser Art um die Ecke kommt und mich so mitreißen kann. Celeste hat mir das Gegenteil bewiesen. Wer auf knackige, zweidimensionale Platformer steht, sollte sich dieses Spiel auf keinen Fall entgehen lassen. Über 600 Screens, viele Collectibles und witzige Easter Eggs bieten Stunden über Stunden an Spielspaß und motivieren dazu, auch nach dem Abspann die verschiedenen Kapitel neu anzusteuern, um wirklich alles zu finden. Da klettere auch ich dann gerne auf einen Berg.

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5 von 5 Erdbeeren.