Von Miggi
Bleak Sword ist ein düsteres Action-Spiel mit einem extrem interessanten Design vom Studio More8Bit, das 2019 erschien und von dem die meisten vermutlich bis heute wenig bis gar nichts gehört haben. Warum? Weil es bisher exklusiv über Apple Arcade erhältlich war und hands down - selbst die treuesten Apple-User*innen in meinem Freundeskreis haben das glaube ich bis heute nicht gespielt. Umso besser, dass mit Bleak Sword DX jetzt nicht nur Ports für Nintendo Switch und den PC erschienen sind, sondern direkt eine erweiterte Version mit zusätzlichen Spielmodi und weiteren Optimierungen. Außerdem sind in der Story direkt die 3 zusätzlichen Kapitel enthalten, die es ursprünglich nur als DLC gab und generell hat das Spiel neue Level- und Gegner-Layouts bekommen. Es könnte also fast keinen besseren Zeitpunkt geben sich das Spiel anzusehen, als jetzt.
Als namenloser Ritter bzw. Pixel-Figur müsst ihr euch in der Kampagne des Spiels durch insgesamt 12 Kapitel kämpfen. Euer Ziel ist es dabei den Fluch des namensgebenden Düsterschwertes aufzuheben, das das Land bedroht. Das bedeutet in Kurzfassung, dass ihr euch durch einen Haufen Levels kämpft, um den Besitzer des Düsterschwertes zur Strecke zu bringen und euch am Weg immer wieder kurze Videosequenzen gezeigt werden, die die Story vorantreiben. Eure Reise führt euch dabei im Laufe der Kampagne durch Waldgebiete, einen düsteren Sumpf, schneebedeckte Berge, brennende Städte, Dungeons voller gefährlicher Monster und mehr. Und ja, die Story von Bleak Sword DX ist nicht unbedingt die ausgefallenste, aber sie steht auch absolut nicht im Fokus: viel wichtiger ist das Gameplay.
Ziel jedes Levels ist es eine bestimmte Anzahl an Gegner auszuschalten, die verteilt über die Map auftauchen. Natürlich werden diese stärker, je weiter ihr im Spiel kommt und haben jeweils eigene Angriffsmuster, die ihr stets im Auge behalten solltet. Neben einer Ausweichrolle steht euch zur Verteidigung auch die Fähigkeit zu Parieren zur Verfügung, die allerdings gut getimed sein muss: seid ihr zu früh oder zu spät dran, kriegt ihr direkt eine aufs Maul. Wenn ihr den Parry aber schafft, habt ihr nicht nur die Möglichkeit eine starke Konter-Attacke auszuführen, sondern es wird euch auch direkt eure Ausdauer-Leiste wieder voll aufgefüllt. Ihr müsst aber immer gut aufpassen, wie sich die Gegner verhalten - erscheint ein rotes Ausrufezeichen über den Köpfen eurer Widersacher, könnt ihr deren Angriffe nicht parieren und solltet schnell die Beine in die Hand nehmen.
Natürlich könnt ihr euch aber nicht nur verteidigen, sondern auch in die Offensive gehen. Mit einem leichten Angriff oder einer aufgeladenen Attacke teilt ihr ordentlich aus, müsst aber auch hier stets eure Ausdauer im Blick behalten. Habt ihr diese voll aufgebraucht, könnt ihr euch kurz nur sehr langsam bewegen und nicht ausweichen. Die Kämpfe sind anfangs noch relativ easy, werden mit der Zeit aber wirklich knifflig und ich bin ganz ehrlich - die Spinnen konnte ich bis ganz am Ende nicht immer zu 100% einschätzen. Kann ich bei The Binding of Isaac nicht. Kann ich in Bleak Sword DX nicht. Fucking Spinnen. Mit der Zeit hatte ich das Parieren, Ausweichen und Timing eigener Attacken aber richtig gut intus und das Spiel hat einen wunderschönen Flow entwickelt.
Ausrüstung, die ihr eurem Charakter direkt zuweisen könnt, wie in RPGs gibt es in Bleak Sword DX nicht, was ihr aber zufällig nach Abschluss eines Levels erhalten könnt, sind Items. Das
sind dann zum einen Verbrauchsgegenstände wie Tränke oder Lebensmittel, die euch für das aktuelle Level einen Buff geben oder eure Gesundheit wiederherstellen können. Der andere Typ Item
sind Ringe, die entweder eure Angriffskraft oder eure Verteidigung erhöhen bzw. teilweise auch auf einen Wert einen größeren Bonus geben und dafür den jeweils anderen Wert
verschlechtern. Der Clou an der Sache: sterbt ihr in einem Level, verliert ihr eure Gegenstände. Also zumindest fast. Ihr habt noch die einmalige Chance das Level erneut zu versuchen und wenn ihr
es dann beim zweiten Versuch schafft, bekommt ihr sowohl eure Gegenstände, als auch eure Erfahrungspunkte zurück. Sterbt ihr ein zweites Mal, ist beides für immer verloren.
Erfahrungspunkte sammelt ihr im Spiel pro Level. Schließt ihr eines davon ab, bekommt ihr eine feste Anzahl XP, die euch irgendwann ein Stufe aufsteigen lässt. Nach jedem Aufstieg erhaltet
ihr so die Wahl einen von zwei zufälligen Werten zu verbessern. Das kann entweder eure Stärke, eure Verteidigung oder eure Gesundheit sein. Und wenn ihr mit der Story fertig seid, die circa
drei Stunden dauert, könnt ihr immer noch einiges an Zeit ins Spiel stecken. Mit der DX-Version wurden nämlich insgesamt drei neue Spielmodi hinzugefügt. Entweder nehmt ihr es
im Zufallskampagnenmodifikator mit einer durcheinander gewürfelten Story auf, stellt im endlosen Arenamodus einen neuen Rekord auf oder versucht euch im Boss-Rush-Gauntlet, in dem
ihr hintereinander alle Bosse des Spiels besiegen müsst. Besonders der Arenamodus, in dem ihr nacheinander Gegnerwellen bekämpfen müsst, hat mich nach der Story schon ein paar Mal zurückkehren
lassen.
Und das an den Screenshots offensichtlichste habe ich jetzt noch gar nicht erwähnt: den Look des Spiels. Jedes Level ist als kleines Diorama aufgebaut, dessen Kameraperspektive fixiert ist und nicht verändert werden kann. Das führt nicht nur teilweise dazu, dass Bäume im Vordergrund eure Sicht behindern und euch zusätzlich als Level-Element das Leben schwer machen, sondern gibt dem Spiel einen ganz besonderen Touch und vor allem Wiedererkennungswert. Gepaart mit dem minimalistischen Pixel-Look der Figuren und Monster macht das Bleak Sword zu einem Spiel, das sich nur schwer vergleichen lässt . Die in der DX-Version neu hinzugefügte adaptive Tiefenschärfe und eine Reihe von weiteren grafischen Verbesserungen wie Filter und Lichteffekte lassen das Spiel besonders gut aussehen und der Soundtrack von Jim Guthrie, der unter anderem auch an Nobody Saves the World und Indie Game: The Movie gearbeitet hat, trägt perfekt zur Atmosphäre bei.
"Bleak Sword DX hat nicht nur spaßiges und forderndes Gameplay zu bieten, sondern verpackt das in eine Kombination aus Minimal-Pixel-Sprites, schöner Dioramen und schicker Effekte, die ich so bisher noch nicht gesehen habe."
Ob es nun daran liegt, dass ich kein iPhone habe und mich dadurch nicht wirklich mit dem Angebot von Apple Arcade auseinander setze, oder ich einfach so verschlafen habe, dass Bleak Sword ziemlich cool aussieht - ich bin super happy, dass das Spiel nun in dieser finalen Version auf der Switch und dem PC spielbar ist. Mit 10€ schlägt das Spiel kein zu großes Loch in eure Kasse und verspricht trotzdem einiges an Spielspaß. Bleak Sword DX hat nicht nur spaßiges und forderndes Gameplay zu bieten, sondern verpackt das in eine Kombination aus Minimal-Pixel-Sprites, schöner Dioramen und schicker Effekte, die ich so bisher noch nicht gesehen habe. Der Arena-Modus bietet auch nach der etwa drei- bis vierstündigen Story noch Spielspaß und wenn man Bock hat, kann man im Remix der Kampagne einfach die Story noch mal durcheinandergewürfelt spielen. Devolver Digital hat hier wieder einmal einen Indie-Hit eines Studios entdeckt, dem jetzt mit dem Re-Release hoffentlich viele Leute ihre Aufmerksamkeit schenken werden.