Assassin's Creed Syndicate

   Von Bea

Titelbild zu Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft

Alle Jahre wieder freue ich mich auf den Spätherbst – die Zeit von bunten Wäldern, langen Spaziergängen und pittoresk nebelverhangenen Alleen – also Dingen, die mir alle sehr egal sind, wenn das neue Assassin’s Creed erscheint. Dieses Jahr wurde uns London versprochen. Und ein weiblicher Assassine. Und bessere, fehlerfreie Grafik und alles und HypeHype. Ich freute mich also auf ein Assassin’s Creed, das ich nicht die ganze Zeit vor anderen verteidigen muss, weil es ein Fest der Glitches ist. Zu meiner Schande muss ich vorher festhalten, dass meine „fucking fancy Edition“ (Wörtlich so im Gamestop vorbestellt. Es wurde gelacht. Sozialer Erfolg.) erstmal zwei Wochen mitten in meinem Wohnzimmer rumstand – ungeöffnet und ein bisschen traurig.

Denn ja: Auch ich hab ein Leben. In Fallout nämlich. Als ich es dann endlich ausgepackt hab, gabs dann Freude über die Jacob-Figur, die jetzt neben dem Kollegen Arno aus Paris, Trunks und No-Face Staub ansetzt. Aber HA! Da war ja noch das Spiel. In klassischer AC-Weise läuft/klettert/enterhakt/kutscht der Spieler diesmal durch das viktorianische London. An dieser Stelle sei gesagt: Nein, ich habe es nicht ausgespielt. Nicht mal annähernd. Weil ich ein Jahr damit auskommen muss, bis es ein neues gibt. Und nein, es wird nie ein Jahr reichen, weil ich nichts anderes zu tun hab außer zu zocken, aber durch ein AC stresst man sich nicht durch. Das wäre wie den 1987er Château Latour einfach mal gepflegt trichtern. Macht man nicht.

Evie Frye springt auf einen Gegner zu in Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft
Das verregnete London bringt einen düsteren Touch.

Man spielt entweder Jacob Frye oder dessen Zwillingsschwester Evie Frye. Zwischen den beiden Charakteren wechseln kann man im Menü. Viele Missionen und Sidequests sind wahlweise mit Jacob oder Evie spielbar, es gibt jedoch auch charakterspezifische Missionsstränge, bei denen man keine Wahl hat. Ich spiele eigentlich nur Evie. Ist jetzt wohl keine große Überraschung – als Frau eine Frau spielen zu dürfen (about Time, Ubisoft), hilft dann halt einfach bei der Spielerin-Spiel-Bindung. Tatsächlich liegt der Grund für meine Wahl aber nicht ausschließlich darin.

 

Assassinen hatten bisher stets eine nachdenklichere und eine draufgängerische Seite – ausgelöst durch den Tod von geliebten Menschen oder ähnlich angenehmen Erinnerungen hatten Assassinen in AC immer auch irgendwie eine Facette, die ernst, reuevoll und irgendwo traurig war. In AC Syndicate wurden – wie es scheint – ebendiese zwei Seiten einfach in zwei Charaktere aufgespalten. Jacob liefert tooooolle pseudoschlagfertige Einzeiler am laufenden Band während Evie schlichtweg intelligenter erscheint. Die Wahl ist Geschmackssache – ich geh bei klug vs. Meme-Machine eher mit klug (K.L.U.K.).

Jacob Frye an einem Bahnhof in Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft
Jacob aka Meme-Machine geht mit Freunden spazieren.

Spricht man über Charaktere in AC, kann man gleich mit der Grafik anschließen, weil die Spielwelt wie gewohnt genau das ist, was Spielweltgrafik in AC einfach ist: unfuckingfassbar schön. Mehr kann man dazu nicht sagen. Ich zumindest nicht. Die Charaktere andererseits sind vor allem nach Unity wohl.. naja ein wunder Punkt. So sehr ich es hasse – wir müssen über Haare reden, Ubisoft. Nein. Einfach nein. Mein Herz zerbrach so ein kleines bisschen, als ich Evies Haare zum ersten Mal gesehen habe.

 

Prinzipiell ist die Frisur gut, aber irgendjemand dachte sich wohl: Flechtfrisur? Zu Helm-artig. Wir brauchen Bewegung! Macht Fransen am Rand! Ja und nun hat die gute Evie Fransen am Rand ihrer dadurch noch helm-artiger wirkenden Flechtfrisur, die ganz toll wutschen, wenn sie sich bewegt. Es ist wohl jedes Haar dieser Fransen einzeln animiert, aber leider gefühlte 3 Millimeter dick. Solche Frisuren sollte ich in einem Spiel aus 2015, das sich großartige Grafik auf die Fahnen schreibt, wirklich nicht mehr sehen müssen.

Evie Frye an einem Bahnhof in Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft
...

Dass dann in einer Cutscene ein kompletter Charakter unsichtbar war, hat mich weniger geärgert oder amüsiert, als dass es mich schlichtweg traurig gemacht hat. Schon wieder muss ich ein AC verteidigen, wenn Menschen die vielen Glitches als Grundlage heranziehen um ein so großartiges Spiel und eine so großartige Spielereihe zu diffamieren. Spätestens seit Unity sind wir AC-Fans aber wohl recht geübt darin unseren Schatz zu verteidigen wie die eine Person, die sich am Schulhof zwischen uns und die Mobber gestellt hat. Wir sind Helden. Nicht die Band. Man merkt, das geht hier alles ein bisschen zu weit. Ich habe wohl ein klitzekleines obsessives Problem mit Assassin’s Creed.

"Schon wieder muss ich ein AC verteidigen, wenn Menschen die vielen Glitches als Grundlage heranziehen um ein so großartiges Spiel und eine so großartige Spielereihe zu diffamieren."

Mehr dazu gibt’s bald in einem Bea-liebt-Assassin’s-Creed-Artikel, den ich dann schreibe, wenn ich das nächste Mal meine Prokrastination überwinde. Bis dahin bin ich in London. Oder Boston, wenn ich wieder wegen wutschender Haare weinen musste. Wenn ich mich in einer (sehr professionellen und objektiven) Kritik auf so eine Kleinigkeit wie einzelne Haare stürzen kann, zeigt das, dass Assassin’s Creed Syndicate ein großartiges Spiel ist. Bis auf eine leicht sinnbefreite Doppelbelegung der Kreistaste – ‚nach unten’ und ‚interagieren’ – die sich in manchen wenigen Situationen als nervig erweist, gibt es zum derzeitigen Stand meines Spielfortschritts nichts zu bemängeln. In der Hoffnung, dass sich das nicht ändert.

Wertung zu Assassin's Creed Syndicate von Ubisoft
4,5 von 5 Flaschen Ale. Cheers, mate!