Von Miggi
Game Boy Advance-Fans durften sich im Juni 2021 freuen: Mit Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp wurde während der Nintendo Direct-Präsentation im Zuge der E3 nämlich nicht nur ein Remake des ersten Teils, sondern direkt eine Kombination beider GBA-Spiele angekündigt. Die Entwicklung übernahm dabei allerdings nicht Intelligent Systems, die bereits die Originale und auch deren Nachfolger entwickelt haben, sondern das Studio WayForward, die man von Spielen wie River City Girls, Shantae oder Bloodstained: Ritual of the Night kennt. Mich hat es damals definitiv überrascht, dass man sich aus allen Titeln der GBA-Bibliothek ausgerechnet Advance Wars rausgepicket hat, aber ungelegen kam es mir nicht. Es war immerhin schon echt lange her, dass ich die Originale gespielt hatte und je mehr Serien auf der Switch landen, desto besser. Kuru Kuru Kururin, Golden Sun, Wario Land - würd ich alle sofort spielen. Und genau so ist es auch mit Advance Wars. Wobei es da mit sofort spielen gar nicht so kam, wie gedacht.
Dass Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp erst jetzt im April 2023 für die Nintendo Switch veröffentlicht wurde, war so nämlich eigentlich gar nicht geplant. Ursprünglich sollte das Spiel schon im Dezember 2021 erscheinen, wurde dann regulär auf April 2022 verschoben und im März 2022 auf unbestimmte Zeit verschoben. Advanced Wars-Ultras können sich dafür bei einem bestimmten verrückten russischen Diktator bedanken, der sich entschieden hat einen Angriffskrieg auf die Ukraine zu starten. Ich muss aber nachdem ich das Spiel gespielt habe auch ehrlich sagen, dass es, zumindest in meinen Augen, auf jeden Fall die richtige Entscheidung war es erst einmal zu verschieben. Nachdem nun etwas Zeit ins Land gegangen ist und das Spiel schon seit circa einem Jahr fertig rumlag, war es aber nur logisch, dass es irgendwann rauskommen musste.
Die Story folgt im Re-Boot Camp dabei fast genau den ersten beiden Handheld-Teilen von 2001 & 2003 und wurde nur minimal angepasst. Ihr startet dabei im Story-Modus mit der Kampagne des ersten Teils und müsst diese erst einmal beenden, bis ihr die Geschichte von Black Hole Rising starten könnt. In Advance Wars übernehmt ihr als Andy, Sami oder Max das Kommando über die Orange Star-Truppen. Diese werden von Gegner*innen der Blue Moon-, Gold Comet- und Green Earth-Fraktionen immer wieder attackiert, weil diese behaupten, dass Orange Star sie angegriffen hätte. Diese sind sich allerdings keiner Schuld bewusst und so müsst ihr immer wieder in die Schlacht ziehen und erfahrt nach und nach, was bzw. wer genau hinter den Angriffen steckt. Das Ende bzw. den Twist, will ich euch hier allerdings nicht spoilern, falls ihr das Spiel noch nie gespielt habt. Die Story erstreckt sich dabei über beide im Remake enthaltenen Spiele, da der zweite Teil fast nahtlos an den ersten anknüpft. Seid ihr also mit den 23 Missionen des ersten Teils durch, wird der zweite Part freigeschaltet und ihr könnt direkt weitermachen.
Das Gameplay von Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp ist im Vergleich zum Original natürlich gleich geblieben und wer noch nie einen Teil der Reihe gespielt hat, kann es sich ein bisschen wie in Fire Emblem vorstellen. Nur eben mit Panzern, Helikoptern, Fußtruppen und Schiffen. Ihr startet auf einer mal größeren, mal kleineren Map mit einer bestimmten Anzahl an Truppen, die ihr taktisch klug über das Spielfeld manövrieren sollt. Euch gegenüber stellt sich jeweils eine gegnerische Flotte, die ihr, um zu gewinnen, entweder komplett besiegen oder deren Hauptquartier einnehmen müsst. In manchen Missionen gibt es auch spezielle Siegesbedingungen, aber zum größten Teil ist das euer Ziel in den Missionen. In manchen Missionen könnt ihr außerdem in bestimmten Gebäuden neue Truppen bauen, während ihr andere nur mit einer begrenzten Anzahl schaffen müsst. Am Anfang und am Ende wird euch außerdem durch Dialoge der beiden Kommandant*innen noch ein bisschen was an Story mit an die Hand gegeben.
Zur Hand gibt euch das Spiel je nach Karte verschiedene Arten von Truppen. Es gibt zum einen Bodentruppen, die entweder zu Fuß oder in Panzern und anderen Gefährten unterwegs sind. Die Infanterie kann dabei neben dem feindlichen Hauptquartier auch andere Gebäude auf der Karte einnehmen, die z.B. eure Einheiten heilen können. Sie sind aber gegen z.B. Panzer nicht unbedingt stark, weswegen ihr diese mit euren eigenen Panzern oder Bombern aus der Luft ausschalten solltet, bevor eure Fußtruppen ihnen zu nahe kommen. Bomber sind wiederum anfällig gegen Kampfjets, welche mit Anti-Luft-Einheiten vom Boden aus aber leicht zerstört werden können. Und so geht es im Grunde immer weiter. Jede Einheit hat eine Stärke, aber auch eine Schwäche gegenüber anderen, die ihr geschickt ausnützen müsst, um eure Missionen erfolgreich abzuschließen. Hierbei könnt ihr auch den Bewegungs- und Angriffs-Radius der feindlichen Truppen verfolgen und es lohnt sich hier immer direkt 3 Schritte vorzuplanen. Ansonsten werdet ihr schneller besiegt werden, als es euch lieb ist.
Zusätzlich zu den Truppen, kann aber auch die Map selbst euer Gegner sein. In manchen Gebieten seht ihr nicht die ganze Karte, sondern müsst erst neue Bereiche aufdecken, in denen sich natürlich auch Feinde verstecken. Hierfür setzt ihr eure Einheiten entweder ins Gebirge oder schickt Aufkläreinheiten voraus, die einen größeren Radius für euch sichtbar machen. Aber auch Karten mit Inselguppen müssen von euch gemeistert werden. Hier müsst ihr dann spezielle Boote oder Helikopter mit Truppen befüllen und diese dann zu den einzelnen Inseln bringen. Wenn ihr genug Gebäude eingenommen und Gegner besiegt habt, kann euer Kommandant außerdem seine Spezialfähigkeit aktivieren. Jeder Kommandant hat dabei eine ganz eigene Fähigkeit und auch eure Gegner*innen sind sich nicht zu schade, diese einzusetzen und euch damit das Leben schwer zu machen. Blue Moon-Kommandant Olaf kann z.B. für einen Zug die ganze Karte in Schnee hüllen, wodurch sich eure Einheiten nicht mehr so weit fortbewegen können und so im schlimmsten Fall ein leichtes Ziel darstellen. Ihr müsst also immer aufpassen, auch diese Fähigkeiten im Hinterkopf zu behalten und eure eigene immer smart zu nutzen.
Optisch hat sich seit der Game Boy Advance-Zeit natürlich einiges getan und so hat auch Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp einen neuen Anstrich bekommen. Die Missionen und Kämpfe laufen in 3D ab und besonders die Charaktermodelle haben mir echt gut gefallen. WayForward hat es hier geschafft einen Cel Shading-Look zu kreieren, der die Modelle immer gleichzeitig drei- und zweidimensional aussehen lässt und ich habe die Videosequenzen zwischendurch echt genossen. Aber nicht nur optisch gibt es Neues - das Switch-Remake kommt mit einem Versus-Modus im Gepäck, mit dem ihr nicht nur eigene Maps erstellen könnt, ihr könnt diese auch mit bis zu 3 Freund*innen offline und sogar online bespielen. In diesen Matches wählt ihr dann jeweils die Regeln & Einheiten des ersten oder zweiten Teiles aus und könnt loslegen. In den Story-Kämpfen habt ihr außerdem die Möglichkeit Kampfanimationen zu beschleunigen und euren Zug noch einmal von vorne zu beginnen, wenn ihr irgendeine Einheit eventuell falsch platziert habt oder euren Gegner lieber woanders angreifen wollt.
"Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp holt ein lange schlummerndes Franchise wieder aus seinem Winterschlaf und ich würde mich sehr freuen, wenn wir auch die DS-Teile eventuell noch auf der Switch sehen würden."
Ich muss sagen, dass es sich trotz der Verschiebung immer noch etwas komisch angefühlt hat im Spiel Panzer und andere Einheiten umherzuschieben und gegeneinander kämpfen zu lassen. Andererseits ist das Gameplay aber so fesselnd und hat mich als Taktik-Freund so sehr abgeholt, dass ich es im Laufe der Story dann doch genießen konnte. Vor allem als die Story im ersten Teil ins Rollen kam, war ich mittendrin und konnte die Switch nur schwer beiseite legen. Kurz rausgerissen wurde ich dann im zweiten Teil, weil dieser alle Tutorials in Form diverser Missionen quasi noch einmal beinhaltet, aber auch da ist man schnell durch. Advance Wars 1+2: Re-Boot Camp holt ein lange schlummerndes Franchise wieder aus seinem Winterschlaf und ich würde mich sehr freuen, wenn wir auch die DS-Teile eventuell noch auf der Switch sehen würden. Das Gameplay funktioniert auch 2023 immer noch perfekt, der Look der Remakes ist den Entwickler*innen echt gut gelungen und das Spiel kommt mit einem Haufen Extras, die ihr euch erspielen könnt. Mit dem Online-Modus und vor allem dem Karten-Editor bietet das Re-Boot Camp außerdem noch lange Spielspaß-Potential und ich bin froh, dass Nintendo das Spiel doch noch veröffentlicht hat.