Von Miggi
Meine über die Jahre stets anhaltende Liebe zum Pikmin-Franchise habe ich ja erst vor kurzem im Test zu den vor kurzem erschienen Switch-Ports von Pikmin 1 + 2 ausführlich besprochen. Und einer der Gründe, warum sich Nintendo vermutlich dazu entschieden hat die beiden ersten Spiele auch auf die aktuelle Konsole zu bringen ist das kürzlich veröffentlichte Pikmin 4. Dadurch wurde nicht nur die Switch zur ultimativen Pikmin-Maschine, sondern der Hype auf den vierten Teil war so groß, dass es sich in der ersten Woche direkt besser verkauft hat, als alle 3 Vorgänger zusammen in jeweils deren erster Woche. Gefühlt bricht aber jedes Nintendo-Release die Rekorde der Vorgänger auf der Hybrid-Konsole und ich glaube der Trend wird hier auch nicht abbrechen. Und solange das bedeutet, dass mehr Menschen denn je auch Nintendos kleinere IPs wie Pikmin für sich entdecken, sehe ich da auch absolut kein Problem damit. Ganz im Gegenteil.
In Pikmin 4 geht es wieder einmal um unseren alten Freund Captain Olimar. Naja zumindest teilweise. Dieser ist nämlich verschwunden und von der Gruppe vom Rettungstrupp, die ihn eigentlich hätte finden und retten sollen, fehlt ebenfalls jede Spur. Übrig bleibt ein einzelner Rekrut bzw. Rekrutin und das seid ihr. Im vierten Teil der Serie erstellt ihr euch nämlich eure eigene Figur und zieht danach los, um eure Kolleg*innen und Captain Olimar zu finden und zu retten. Dass das leichter gesagt als getan ist, sollte klar sein und so seid ihr auch in diesem Teil wieder auf die Hilfe der namensgebenden Pikmin angewiesen, die mittlerweile in allerhand verschiedenen Formen auftauchen. Gleichzeitig trefft ihr direkt zu Beginn des Spiels auf den Hund Oatchi, der von da an euer ständiger Begleiter sein wird. Gemeinsam mit ihm und den Pikmin macht ihr euch also auf, die verschiedenen Gebiete des Planeten PNF-404 zu erkunden und alle Gestrandeten zurück in Sicherheit zu bringen.
Das Spielprinzip bleibt im Grunde relativ gleich zu den Vorgängern und wird lediglich durch ein paar Quality of Life-Verbesserungen und zusätzliche Inhalte erweitert. Fangen wir mal bei den Pikmin selbst an: über die Jahre sind immer weitere Pikmin-Arten hinzugekommen und wir sind mittlerweile weit über den 3 Arten aus dem Original hinaus. Neben den bekannten Pikmin aus den ersten drei Teilen kommen hier noch die grünen Leucht-Pikmin und die hellblauen Eis-Pikmin dazu, was euer Repertoire auf ganze 9 Sorten ausweitet. Davon könnt ihr jeweils drei verschiedene aktiv in eurer Truppe mithaben. Damit ihr euch also nicht immer Gedanken machen müsst, welche Pikmin ihr gerade braucht, gibt euch die Zwiebel als Hilfsmittel immer einen Tipp, welche ihr am besten mitnehmen solltet. Generell ist das Spiel immer wieder sehr freundlich zu euch und gibt euch kleine hilfreiche Tipps, was allerdings nicht dazu führt, dass es zu einfach ist oder sich anfühlt, als würde man die ganze Zeit an der Hand genommen werden.
Ein explizites Zeitlimit, in dem ihr eure Hauptaufgabe abschließen müsst, gibt es diesmal nicht. Lediglich eure täglichen Erkundungstrips sind an den Stand der Sonne geknüpft: sobald ihr von eurem Hub aus in eines der verschiedenen Gebiete startet, habt ihr bis Sonnenuntergang Zeit diverse Schätze einzusammeln, die euch Glimmer bringen, die Kapazität eurer Zwiebel zu erhöhen und gestrandete Astronaut*innen zu finden. Geht die Sonne unter bekommt ihr wie gewohnt einen kurzen Hinweis, dass ihr euch und eure Pikmin in Sicherheit bringen müsst und alle, die bis zum Ende des Tages nicht in der Nähe eures Schiffes sind, werden nachts von Feinden gefressen. Wie viele Tage ihr aber für die Rettung von Olimar braucht, spielt ähnlich wie in Pikmin 2 keine Rolle, ihr könnt euch also alle Zeit der Welt lassen, die verschiedenen Gebiete zu durchsuchen und alles auf den Kopf zu stellen.
Zusätzlich zu euren regulären Erkundungstouren an der Oberfläche gibt es in Pikmin 4 wieder die Möglichkeit Höhlen zu entdecken, in denen ihr auf mehreren Ebenen Feinde bekämpfen und Schätze bzw. Gestrandete finden müsst. Zu Beginn jeder Höhle wählt ihr dabei eine bestimmte Anzahl an Pikmin aus, die euch begleiten und könnt währenddessen auch keine neuen mehr aus eurer Zwiebel holen. Es kann lediglich passieren, dass ihr im Verlauf zufällig Pikmin in der Höhle selbst findet, diese könnt ihr dann mitnehmen. Seid ihr am Ende des letzten Abschnittes angekommen wartet hier meistens ein kleiner Mini-Boss auf euch, den ihr besiegen müsst, um an den letzten Schatz zu kommen. Und schafft ihr es in einem Durchgang nicht alles zu finden, könnt ihr jederzeit wieder in die Tiefen steigen und noch einmal alles absuchen. Gleichzeitig könnt ihr auch kleinere Erkundungstouren in der Nacht durchführen, in denen ihr gemeinsam mit euren Leucht-Pikmin eine Art Tower Defense-Abschnitt bestreiten müsst - es kommen immer wieder Gegnerwellen auf euch zu, vor denen ihr eure Basis beschützen müsst.
Zusätzlich zu den "regulären" Höhlen findet ihr außerdem in den Gebieten auch immer wieder solche, vor denen eine seltsame Gestalt auf euch wartet, die aussieht wie ein Pikmin-Astronaut. Hinter diesen Eingängen verbergen sich die sogenannten Dandori-Challenges, in denen ihr eine von zwei Aufgaben erfüllen müsst und am Ende eine Medaille von Bronze bis Platin erhaltet, je nachdem wie viele Punkte ihr gesammelt habt. In der ersten Variante werdet ihr mit einer limitierten Anzahl an Pikmin in einen Abschnitt geworfen und müsst innerhalb eines Zeitlimits so viel wie möglich einsammeln. Die zweite Version ist das Dandori-Battle in dem ihr gegen ein Gegenüber antretet und versuchen müsst auf einem abgetrennten Bereich mehr Punkte zu erlangen als euer Gegner. Beide Varianten sind echt knackig und es ist nicht leicht hier die Höchstpunktzahl zu erreichen. Ich habe bei weitem nicht überall Platin und habe schon für Gold teilweise sehr geschwitzt. Je weiter ihr im Spiel kommt, desto schwerer werden selbstverständlich auch diese Challenges. In eurem Hub könnt ihr außerdem immer wieder Nebenquests annehmen und mit den geretteten Astronaut*innen quatschen.
Niemand von euch wird jetzt vermutlich überrascht sein vom Fakt, das Pikmin 4 optisch das bisher schönste Spiel der Reihe ist. Was aber selbst mich überrascht hat ist, WIE schön das Spiel tatsächlich ist. Die Gebiete sind allesamt wunderschön und kommen mit der wahnsinnig charmanten "Liebling ich habe die Kinder geschrumpft"-Perspektive im Gepäck. Alle Schätze, die ihr findet, sind im Grunde genommen alltägliche Gegenstände wie Karten, Spielzeug oder auch Nintendo-Zubehör. Und alles sieht einfach wahnsinnig gut aus. Ich habe immer wieder ins Lexikon geschaut - nicht nur um die witzigen Beschreibungen der Gegenstände zu lesen, sondern auch um mir die Modelle im Detail anzusehen. Gleichzeitig läuft das Spiel unglaublich flüssig und selbst mit 100 Pikmin am Bildschirm, die am Kämpfen sind und alle möglichen Feinde angreifen, gerät das Spiel nicht ins Stocken. Was Nintendo hier wieder aus der Switch herausgeholt hat ist mehr als beachtlich.
"Pikmin 4 ist mehr als Baby's First Pikmin - es ist der mit Abstand beste Teil der Reihe und spielt dieses Jahr mühelos mit im GOTY-Rennen."
Durch die vielen Quality of Life-Anpassungen und den Fakt, dass der dritte Teil nun schon einige Jahre am Buckel hat, hatte ich die Sorge, dass Pikmin 4 nicht nur Baby's First Pikmin, sondern auch einfach zu leicht wird. Aber diese Sorge hat das Spiel relativ schnell weggeblasen und mir das Gegenteil bewiesen. Alle Änderungen im Spiel fühlen sich sinnvoll an und als hätte die Reihe sie schon immer gebraucht, gleichzeitig fügen sich die neuen Pikmin-Arten perfekt ins Spielgeschehen mit ein. Pikmin 4 ist mehr als Baby's First Pikmin - es ist der mit Abstand beste Teil der Reihe und spielt dieses Jahr mühelos mit im GOTY-Rennen. Und damit hätte vermutlich vor ein paar Wochen auch noch niemand gerechnet. Das Spiel unterhält einen wahnsinnig lange, auch nach Abschluss der Story, bietet so viel zu entdecken und ich hoffe, dass es nicht das letzte Mal war, dass wir Pikmin auf einer Nintendo-Konsole herumwuseln sehen.