High on Life

   Von Miggi

Titelbild zu High on Life von Squanch Games von Justin Roiland

Egal ob Rick & Morty, Solar Opposites oder auch Spiele wie Accounting und Trover Saves the Universe - ich bin sehr großer Fan des Humors von Justin Roiland, Dan Harmon und und dem Studio Squanch Games, das Roiland gemeinsam mit Tanya Watson gegründet hat. Nachdem während des großen Xbox & Bethesda-Streams im Juni letzten Jahres der erste Trailer für ihren neuesten Titel High on Life gezeigt wurde, hatte ich auf der gamescom 2022 dann das Glück vorab eine Demo davon anspielen zu dürfen, nachdem uns während der Opening Night Live ein zweiter Trailer mehr zum Spiel gezeigt hatte. Dass ich mich auf das Spiel freue, wusste ich zwar vorher schon, nach der Demo war mir aber vollkommen klar, dass hier eine Perle auf uns wartet. Dass es der größte Xbox Game Pass-Launch eines Third Party Titels überhaupt und generell das erfolgreichste Spiel des Microsoft Abo-Modells 2022 werden sollte, hätte aber selbst ich nicht erwartet.

Das Setting ist so absurd und dumm wie auch gleichzeitig genial. Zu Beginn des Spiels lassen eure Eltern euch und eure Schwester Lizzie alleine zuhause, während sie auf Urlaub gehen. Teenager machen, was Teenager machen und deshalb will Lizzie eine große Party schmeißen. Als sie das Haus verlässt um einzukaufen erscheint allerdings ein riesiges Raumschiff in eurer Straße, aus dem Aliens aussteigen und anfangen eure Nachbarn zu töten. Ihr schnappt euch also zur Verteidigung die Waffe eines toten Aliens, die anfängt euch mit einer seltsamen Alien-Sprache vollzuquatschen, bevor sie euch ins Gesicht spuckt, damit ihr sie verstehen könnt. Die Schusswaffe stellt sich als sogenannter Gatlian vor, eine Alien-Rasse bestehend aus sprechenden Waffen und erklärt euch, dass euer Planet von Garmantuous und seinem G3 Kartell angegriffen wird. Um nicht entführt zu werden, arbeitet ihr von da an mit Kenny zusammen, warpt euer komplettes Haus auf einen anderen Planeten und stürzt euch ins Abenteuer.

Der Protagonist und Kenny betreten Blim City in High on Life von Squanch Games von Justin Roiland
Willkommen in Blim City.

Großes Verkaufsargument des Spiels ist natürlich der Humor und den liebt man, oder man hat genug davon und hasst ihn. Ein Zwischendrin gibt es hier glaube ich kaum, weswegen die ersten Eindrücke zum Spiel bei vielen auch sehr stark auseinander gingen. Meinen Humor trifft das alles wie gesagt genau, deshalb lasst das einfach einen Disclaimer sein: das hier ist die Review eines Menschen, der mit dem allem sehr viel Spaß hat. Sollte euch Rick & Morty langweilen oder nerven, ist das hier auf jeden Fall auch kein Spiel für euch. Alle anderen erwartet ein Fest an infantilem Humor, herrlich dummen Dialogen und Situationen, die es wirklich nur in einem Spiel von Squanch Games geben kann. Die ganzen Easter Eggs lassen sich kaum an 7 Händen abzählen und selbst random NPCs kommen teilweise mit Sätzen um die Ecke, die mich einfach Tränen lachen haben lassen. Natürlich macht es die Waffe in eurer Hand nur umso besser, die teilweise einfach aus dem Nichts Kommentare abfeuern (haha, versteht ihr, weil es eine Waffe ist), mit denen man einfach nicht rechnet. Wer das ganze ein bisschen runterschrauben will, kann aber die Häufigkeit der Dialoge in den Einstellungen auch verringern.


Aber das wäre natürlich alles irrevelant, wenn das Gameplay keinen Spaß machen würde, das würden die lustigsten Dialoge der Welt nicht rausreißen. Und obwohl High on Life nicht als der besten Ego-Shooter aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird, funktioniert das trotzdem sehr gut, macht keine groben Fehler und mir persönlich hat das viel Spaß gemacht. Das Gunplay, das für das Genre der FPS natürlich immer sehr entscheidend ist, ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da die verschossenen Projektile ein etwas anderes Verhalten haben, als man es aus regulären Shootern gewohnt ist. Was Sinn macht, wenn man darüber nachdenkt, dass man hier ein lebendes Wesen in der Hand hält. Sobald man ein bisschen gespielt hat, ist man da allerdings schnell drin und die Feuergefechte und Bosskämpfe spielen sich echt gut.

Der Protagonist kämpft mit Kenny gegen Käfer in High on Life von Squanch Games von Justin Roiland
Bugs könnt ihr im Spiel ganz easy entfernen.

Gleichzeitig hat sich das Team rund um Producer Michael Casalenuovo dazu entschieden High on Life einen Metroidvania-artigen Part zu geben. Schon im ersten Gebiet schweben etwa Fliegen in der Luft, mit denen ihr nicht interagieren könnt und ihr findet immer wieder Kisten, die sich mit eurer Startwaffe Kenny nicht öffnen lassen. Relativ bald sammelt ihr aber das Messer Knifey ein, das nicht nur die lebendigen Kisten für euch "öffnet", sondern auch einen Enterhaken dabei hat, mit dem ihr euch über Abgründe schwingen könnt. Im weiteren Spielverlauf findet ihr immer wieder Upgrades für euren Anzug, die euch auf den verschiedenen Planeten neue Pfade öffnen und euch geheime Areale finden lassen, in denen es neben Geld auch Upgrades für eure Waffen zu finden gibt.

 

Denn neben Kenny erhöht sich euer Arsenal an Gatlians während der rund 10 - 13 Spielstunden, je nachdem wie intensiv ihr nach Geheimnissen sucht, auf insgesamt fünf Schusswaffen. Ihr bekommt eine Art Shotgun, eine Maschinenpistole und eine Waffe, die kleine Kreaturen losschicken kann, die entweder eure Gegner stören oder euch bei Umgebungsrätseln in der Welt weiterhelfen. Generell hat jeder Gatlian eine besondere Fähigkeit, die euch auch außerhalb der Kämpfe nützlich ist, aber auch im Kampf selbst Vorteile hat. Für jede Waffe gibt es aber auch verschiedene Upgrades freizuschalten. Dinge wie mehr Munition oder schnelleres Nachladen äußern sich dabei nicht wirklich im Aussehen der Gatlians, spezielle Waffenmods, die die funktionsweise der Spezialattacken ändern geben Kenny und Co. aber auch neue Farben und Muster.

Der Protagonist kämpft mit Sweezy gegen ein Alien in High on Life von Squanch Games von Justin Roiland
Neben Kenny dürft ihr auch andere Gatlians in euer Arsenal aufnehmen.

Zu Launch war High on Life, wie viele andere Spiele heutzutage auch, leider von einigen unschönen Bugs und Glitches geplagt. Ich persönlich habe während meines Playthroughs zum Glück nichts feststellen können und auf der Series X lief das Spiel richtig gut, seid aber gewarnt, dass es auch nach den ersten Patches teilweise noch zu Problemen kommen könnte. Optisch fand ich das Spiel nicht atemberaubend, aber auch absolut nicht hässlich. Die Unreal Engine 4 macht hier einen guten Job und der cartoonartige 3D-Look passt einfach gut zum Spiel und dem Humor, den es mitbringt. Die einzelnen Planeten sind wahnsinnig abwechslungsreich, an jeder Ecke lassen sich unzählige Easter Eggs finden, einzig dem Gegner-Design und den Kill-Animationen, wenn man mal Knifey rausholt, hätten etwas mehr Abwechslung gut vertragen. Nach dem hundertsten G3-Soldaten, den man abmurkst, hängen einem die in gelb gekleideten Aliens irgendwann zum Hals raus. Dass die alle gleich aussehen wird zwar im Spiel selbst noch als Witz verpackt und erklärt, das macht das Grundproblem aber natürlich nicht besser. Dafür sind dann aber vor allem die einzelnen Bosse, die man im Spiel bekämpft, wieder sehr gelungen,

"High on Life kann vor allem mit seinem abgedrehten Humor punkten, ist vollgepackt mit Easter Eggs und absurden Dialogen und das Konzept der sprechenden Waffe, die euch ständig im Ohr liegt ist einfach wahnsinnig witzig."

Zum Jahresabschluss war High on Life das perfekte Spiel. Es war zwar kurzweilig genug, um nicht das Gefühl zu haben, kurz vor Weihnachten noch eine Mammut-Aufgabe zu starten, hatte aber auch genug Tiefe, dass es nicht im Sturm der Vorfreude auf die 2023-Releases unterging. Am Ende ist das Spiel ein absolut solider Shooter, mit clever eingesetzten Metroidvania-Zügen, der vor allem von seinem Humor lebt. Und da ist glaube ich auch der Kern begraben, denn ich glaube, dass schon vor Release vielen klar war, ob sie dieses Spiel gut oder schlecht finden - wenn ihr Fans von Rick & Morty seid, ist dieses Spiel für euch gemacht worden, wenn ihr damit so absolut nichts anfangen könnt, lasst ihr lieber die Finger davon. High on Life kann vor allem mit seinem abgedrehten Humor punkten, ist vollgepackt mit Easter Eggs und absurden Dialogen und das Konzept der sprechenden Waffe, die euch ständig im Ohr liegt ist einfach wahnsinnig witzig. Es ist vielleicht nicht das beste Spiel des Jahres 2022, aber eine sehr gute Zeit kann man damit auf jeden Fall haben. Wenn ihr den Game Pass abonniert habt, solltet ihr sowieso ohne Bedenken einfach mal reinschauen und selbst wenn nicht, kann ich das Spiel wirklich empfehlen.

Wertung zu High on Life von Squanch Games von Justin Roiland
4 von 5 Kennys.