Von Miggi
Die Atelier-Serie des japanischen Studios Gust existiert nun schon seit 1997, als mit Atelier Marie: The Alchemist of Salburg der erste Teil für die PlayStation erschien. Also wirklich die originale PlayStation, die noch keine Zahl hinter dem Namen gebraucht hat. An dieser Stelle gleich mal ein Funfact: Salburg - und ich muss hier echt jedes Mal aufpassen, dass ich mich nicht unabsichtlich vertippe - das von Designerin Kohime Ohse geschaffen wurde, hat offiziell nichts mit Salzburg zu tun. Inoffiziell und im ThreeTwoPlay Lore-Canon auch genau so festgehalten, ist das aber natürlich Quatsch und die Atelier-Serie war somit schon immer eng mit uns und unserem Herkunftsort verbunden. Aber zurück zu den Atelier-Spielen, um die es hier eigentlich gehen soll: mit Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land erschien nun 2025 bereits der 26. Teil der Serie, die es seltsamerweise bisher noch nie wirklich in meinen Dunstkreis geschafft hatte, aber diesmal standen scheinbar alle Sterne richtig und auch ich war in freudiger Erwartung gespannt auf den Release.
Falls ihr jetzt komplett ehrfürchtig auf die große "26" im ersten Absatz blickt und euch Sorgen macht, dass ihr erst mal 25 andere Titel spielen müssen, bevor ihr euch in Atelier Yumia austoben könnt, kann ich euch aber direkt beruhigen: die Atelier-Serie macht es Spieler*innen zum Glück sehr einfach, zu welchem Zeitpunkt auch immer einzusteigen, indem sie ihre Ableger in zusammenhängende Abschnitte einteilt, wie es zuletzt etwa mit Atelier Ryza und der Secret-Trilogie oder davor auch der Mysterious-Trilogie rund um Atelier Sophie, Firis und Lydie & Suelle der Fall war. Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land stellt dabei einen komplett neuen Startpunkt dar. So bietet euch der neueste Teil der Reihe die perfekte Gelegenheit auch als Neuling leicht in die Serie zu finden, ohne wirklich etwas zu verpassen, da die Charaktere im Spiel und auch die Schauplätze auch für Serien-Veteran*innen neu sind. Natürlich werdet ihr hier und da Elemente und bestimmte Motive wiedererkennen, wenn ihr schon lange Fan seid, aber insgesamt ist Yumia der perfekte Zeitpunkt, um sich als Alchemistin zu versuchen.
Die Geschichte führt euch in Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land ins Kaiserreich Aladiss bzw. einen verlassenen Kontinent, der früher Teil dieses Reichs war und den ihr gemeinsam mit eurer Forschungsgruppe untersuchen sollt. Der große Haken an der eigentlich aufregenden Entdeckungs-Riese: Alchemie ist nach einer Katastrophe in Aladiss gar nicht gerne gesehen und Protagonistin Yumia Liessfeldt wird nicht überall freundlich und mit offenen Armen in Empfang genommen. Die Alchemistin schließt sich aber trotz den Widerständen der Forschungsgruppe an, um die Wahrheit über die Katastrophe von damals herauszufinden und auch ihrer eigenen Vergangenheit auf die Spuren zu gehen. Ihr schließen sich im Spielverlauf insgesamt fünf weitere Figuren an, aus denen ihr euch dann eure Party zusammenstellen könnt.
Während vorherige Atelier-Spiele noch eher Semi-Open World waren bzw. in separate Zonen unterteilt wurden, steht euch in Atelier Yumia eine nahtlos verbundene Welt offen, die ihr komplett frei erkunden könnt. Diese ist zwar auch in einzelne Regionen aufgeteilt und an manchen Stellen werden euch starke Gegner eventuell am Weiterkommen hindern, dafür müsst ihr beim Erkunden nicht mit Ladescreens rechnen, könnt euch jederzeit frei über die World Map bewegen und bei Bedarf auch die Schnellreise nutzen, die euch zu bereits freigeschalteten Punkten bringen kann. Mit anderen Tools wie etwa stationären Ziplines oder später auch einem Motorrad, hat mir das Erkunden der Spielwelt sehr viel Freude bereitet, vor allem weil überall Alchemie-Zutaten gesammelt oder auch Gegner von euch verkloppt werden wollen. Es wird also definitiv nie langweilig in Aladiss.
Die Kämpfe finden in Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land in Echtzeit statt und werden in einem Ring rund um die Gegner ausgetragen. Ihr könnt hierbei zwischen zwei Ebenen switchen, die euch verschiedene Nah- oder Fernkampf-Attacken einsetzen lassen und auf Knopfdruck verschiedene Angriffe ausführen, die nicht nur die HP der Gegner senken, sondern diese auch betäuben können, wenn ihr oft genug ihre Schwäche trefft. Außerdem könnt ihr Angriffe jederzeit blocken oder mit dem richtigen Timing auch komplett ausweichen und im weiteren Spielverlauf sogar spezielle Konter-Attacken ausführen, indem ihr zwischen euren Charakteren im richtigen Zeitpunkt wechselt. Anfangs hat das Kampfsystem auf mich noch einen recht simplen Eindruck gemacht, das Spiel macht hier aber einen guten Job dabei, euch immer weiter neue Details und Fähigkeiten beizubringen und ein bisschen mehr Tiefe ins Kampfgeschehen zu bringen.
Abseits der Attacken, die jeder Figur automatisch vom Spiel zugeteilt werden, könnt ihr nämlich auch noch verschiedene Items bzw. Waffen craften, die dann zusätzlich zu den regulären Attacken eingesetzt werden können. Sobald ihr einen Gegner betäubt habt, könnt ihr diese ausgerüsteten Waffen, wie etwa einen Eishammer oder ein Feuerschwert, einsetzen, mit denen ihr im Optimalfall noch die Elementar-Schwäche des Gegner trefft und extra Schaden macht. Zusätzlich zu den Waffen habt ihr außerdem die Möglichkeit Heil-Items auszurüsten und jeder Figur natürlich in guter RPG-Manier auch noch Rüstungsgegenstände, Hauptwaffen und Accessoires anzulegen, die für weitere Boni im Kampf sorgen. Jede Figur hat dabei eigene Waffentypen: euer Kumpane Rutger kämpft etwa mit einer Sense, Kollegin Isla mit einer Lanze und Protagonistin Yumia mit einem Zauberstab, der gleichzeitig ein Gewehr ist. Und wie fucking cool ist das denn bitte? Also sowohl aus Design- als auch reiner Kampf-Sicht. Big Brain Move einfach.
Diese Gegenstände fallen aber natürlich nicht einfach vom Himmel, sondern sie müssen natürlich irgendwoher kommen. Das läuft in Atelier Yumia so ab, dass ihr erst mal in euer titelgebendes Atelier reist und dort eure Alchemie einsetzt, um verschiedene Gegenstände herzustellen. Yumia manipuliert dabei das Mana in ihrer Umgebung und kann durch die Synthese verschiedenste Items herstellen, die sie zuvor als Rezept gelernt hat. So braut ihr als Alchemistin nicht Tränke an eurem Kessel, sondern stellt durch ein ausgeklügeltes System Dinge her, die euch im weiteren Spielverlauf helfen sollen, oder auch als neue Zutat dazu dienen, noch bessere Waffen & Co. herzustellen. Gemeinsam mit den in der Spielwelt gesammelten Gegenständen setzen sich so aus mehreren Alchemie-Kernen verschiedene Werte zusammen, die bestimmen, welche Qualität und Werte eure Erzeugnisse haben. Dafür setzt ihr in verschiedene Mana-Knoten Zutaten ein, die eurem Item je nach Wirksamkeit und Qualität mehr oder weniger Boni und Aufwertungen bringen und so kompliziert das vielleicht jetzt im ersten Moment klingt - das Spiel macht hier nicht nur einen guten Job, euch die verschiedenen Mechaniken gut beizubringen, das ganze macht auch einfach richtig viel und vor allem schnell Spaß.
Und weil das noch lange nicht alles ist, wozu die Alchemie im Spiel imstande ist, kriegt ihr direkt auch noch die Möglichkeit in bestimmten Abschnitten einfach eure ganze eigene Basis zu bauen. Dort habt ihr die Möglichkeit entweder aus verschiedenen Bauteilen wie Wänden, Dächern und Co. euer eigenes kleines Häuschen zu bauen, könnt darin auch Möbel und andere Items positionieren oder ihr sucht euch einfach aus dem Katalog direkt ein fertiges Gebäude inklusive Möbel aus und stellt es im verfügbaren Platz auf. Seid ihr gerade in der Spielwelt unterwegs, könnt ihr außerdem auch jederzeit auf die schnelle Synthese zurückgreifen, mit der ihr hilfreiche Items wie Kugeln für euer Gewehr, aber auch Bandagen, die zur Heilung außerhalb der Kämpfe dienen oder Reperatur-Kits für Leitern oder Schatztruhen herstellen könnt. Der Alchemie-Part ist dabei im Spielverlauf wesentlich präsenter und wichtiger als die Kämpfe selbst, die eigentlich bis auf Boss-Fights bzw. das Ende des Spiels nie so richtig schwer werden. Solltet ihr aber auf der Suche nach einer richtigen Herausforderung sein, könnt ihr auch jederzeit den Schwierigkeitsgrad nach oben schrauben.
Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land besticht technisch zwar nicht mit der umwerfendsten Grafik, die ihr je gesehen haben werdet, läuft dafür aber zu jedem Zeitpunkt völlig flüssig und auch sonst konnte ich keine Probleme wie Abstürze oder andere gröbere Bugs feststellen. Und hey, das Spiel ist immerhin auch noch für Switch, PlayStation 4 und Xbox One erschienen, da erwarte ich jetzt auch kein Grafik-Feuerwerk wie bei anderen Titeln. Dafür punktet das Spiel mit großem Wiedererkennungswert der Charaktere und deren Designs. Seien es Yumias Zauberstab, der gleichzeitig ein Gewehr ist oder die Reagenzgläser, die die Absätze ihrer Schuhe bilder oder auch ihr Begleiter Flammi und das Design der restlichen Party-Mitglieder. Ein ganz kleines bisschen weniger Anime Waifu-Look hätte zwar dem ein oder anderen Charakter (Nina) nicht geschadet, dafür haben aber alle eine gut ausgearbeitete Background-Story und es macht richtig Spaß dabei zuzusehen wie die zufällig zusammengewürfelte Truppe über den Spielverlauf immer mehr zusammenwächst.
"Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land hat mich als Serien-Neuling komplett abgeholt, mir immer weiter neue Mechaniken beigebracht und mir dabei noch eine mitreißende Geschichte erzählt, in der meine Party immer weiter zusammengewachsen ist."
Ich bin echt happy mit meiner Entscheidung Atelier Yumia als Anlass zu nehmen endlich mal in die Serie mit einzusteigen und die Faszination dahinter zu entdecken. Denn obwohl wir es hier mit einem doch recht klassischen JRPG zu tun haben, dreht sich nicht alles nur um die Kämpfe und das Aufleveln eurer Party. Natürlich ist das ein nicht unwichtiger Bestandteil des Spiels, die wahre Faszination verbirgt sich aber hinter dem Alchemie-Part des Spiels, der mich in einen schier endlosen Strudel an Kombinationen und Verbesserungen gezogen hat, den ich so weder erwartet habe, noch mich vor ihm wehren konnte oder wollte. Schnell war wieder eine Stunde mehr rum, in der ich einfach nur Zeit in meinem Atelier verbracht und verschiedenste Items per Synthese hergestellt habe. Dazu kommt, dass das Spiel perfekt geeignet ist, um neu einzusteigen: Atelier Yumia: Die Alchemistin der Erinnerungen und das erträumte Land hat mich als Serien-Neuling komplett abgeholt, mir immer weiter neue Mechaniken beigebracht und mir dabei noch eine mitreißende Geschichte erzählt, in der meine Party immer weiter zusammengewachsen ist. Ich freue mich jetzt schon darauf zu sehen, wie dieser Teil der Atelier-Serie irgendwann weitergeht und hoffe ich muss da nicht allzu lange drauf warten, vor allem wenn Gust dann nicht mehr für die Technik der Old Gen entwickeln muss. Sonst spiele ich halt einfach solange einen der anderen 25 Teile, jetzt wo ich schon angefixt bin.

